chrismon: Das Diakonische Jahr wird 60, das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) 50. Feiern Sie eine Erfolgsgeschichte?
Jens Haupt: Absolut. Es sind immer mehr junge Menschen, die sich engagieren wollen. Seit über zehn Jahren sind auch mehr junge Männer dazugekommen. Man hört Zahlen von 90 000 Freiwilligen im Jahr.
Das FSJ ist ein Bildungsjahr.
Ja, man lernt nicht nur fachlich, worauf es in der Pflege ankommt oder wie man mit Menschen mit Behinderung umgeht, sondern auch für die eigene Entwicklung. Es ist ein anderes Lernen als in der Schule. Deshalb nutzen manche das FSJ nach dem zehnten Schuljahr. Andere erwägen eine Pause vor der Oberstufe oder nach dem Bachelor.
Verändert der Dienst die Freiwilligen?
Ja. Manchmal kommen junge Leute, gerade mal 17, relativ schüchtern zum Bewerbungsgespräch. Wir fragen, was sie machen wollen. Die Antwort ist häufig: Keine Ahnung. Ein Jahr später erleben wir sie wieder, wie sie ihrem Nachfolger ganz selbstverständlich erzählen, worauf es im Job ankommt. Man staunt, wie viel Selbstbewusstsein sie entwickelt haben, mit wie viel Liebe und Feuer sie von ihren Aufgaben reden. Das ist es, was das FSJ ausmacht.
Jens Haupt
Was ist das Besondere an einem FSJ bei der Diakonie?
Die Nächstenliebe. Dass man sich auf Menschen einlässt, die Unterstützung brauchen.
Geht es nicht überall um Nächstenliebe?
Na ja, Nächstenliebe ist ja anstrengend. Als kirchlicher Träger sagen wir, was Kraftquellen fürs Engagement sind. Wo kommt die Idee mit der Nächstenliebe her? Wenn sie so anstrengend ist, wo kriegt man die Energie her? Das thematisieren wir, auch in Andachten und Morgenimpulsen.