Viele Stockholmer waren ratlos, als es im Mai im Vorort Husby zu Unruhen kam. Junge Leute zogen nächtelang durch die Straßen, randalierten, steckten Autos und Geschäfte in Brand. Worum es ging, ist immer noch schwer zu sagen. Als Auslöser galt der Tod eines 69-Jährigen, der unter ungeklärten Umständen bei einem Polizeieinsatz starb. Er hatte jedoch keinerlei Verbindung zu den Jugendlichen.
Die Medien berichteten von der Rastlosigkeit junger Männer mit Migrationshintergrund, die in Problemvororten wie Husby lebten. Sie schrieben von schlechter Schulbildung, hoher Arbeitslosigkeit, mangelnder Integration. Viele Husbyer fühlten sich pauschal verurteilt und bemühten sich, das negative Bild zu korrigieren. Sie wiesen darauf hin, dass die Schulen in Husby zu den besten der Stadt gehören, die Kommune hier besonders viel Geld in Freizeitheime investiert hat, und dass es einen guten Gemeinschaftssinn gibt. Sie halfen selbst, Ruhe in die Nachbarschaft zu bringen, zum Beispiel, indem sie die Jugendlichen gezielt ansprachen und nachts patrouillierten.
Währenddessen brannten bald auch in anderen Stadtteilen und Dörfern Autos. Es war wohl eher Krawall als Protest. Vielleicht ein allgemeines Unzufriedenheitsgefühl. Während die Nationalität hier kein Thema ist – viele Immigranten haben den schwedischen Pass, doppelte Staatsbürgerschaft ist möglich –, sind die ethnischen und kulturellen Konflikte ungelöst. Alle Parteien haben sich soziale Gerechtigkeit auf die Fahnen geschrieben. Aber was bedeutet das konkret in Stadtteilen mit sozialen Spannungen? In Husby immerhin traf die Lust am Randalieren auf Zivilcourage und gesellschaftliches Engagement.