Die aufgebrachte Stimmung vom März ist vorbei. Aber die Spuren der Schuldenkrise sind in Zypern überall zu sehen: In den Haupt- und Geschäftsstraßen der größeren Städte stehen viele Ladenlokale leer. An Wohn- und Hochhäusern hängen „Zu verkaufen“-Banner. Mieter können relativ problemlos Zahlungsminderungen von bis zu 25 Prozent durchsetzen, weil die Besitzer froh sein müssen, überhaupt jemanden Zahlungswilligen in der Wohnung zu haben. In unserer Auslandsgemeinde gehen jetzt einige Familien nach Deutschland zurück, weil der Vater arbeitslos geworden ist und keine neue Beschäftigung findet. Etliche Gemeindemitglieder arbeiten in der Tourismusbranche und berichten von zurückgehenden Buchungszahlen. So langsam keimt in Zypern die Ahnung, dass das Schlimmste erst noch kommt.
Kein Hass auf die Deutschen
Nach den Russen kommen die Chinesen
Der Optimismus mag auch daher rühren, dass es erste Anzeichen für die Ankunft neuer Investoren gibt. An den Autobahnen stehen unübersehbar Werbetafeln mit Immobilienangeboten in chinesischer Schrift und Sprache. In den vergangenen Jahren brachten Russen sehr viel Geld auf die Insel. Nun setzt man auf die Chinesen.
Und es gibt noch einen weiteren Grund, nicht zu verzagen: Zypern gehört zu den Ländern des östlichen Mittelmeeres, in dessen Hoheitsgebiet man große Erdgas- und Ölreserven entdeckt. Wie und wann sich das zu – dringend benötigtem – Geld machen lässt, weiß noch keiner. Aber es reicht allemal, um die Hoffnung nicht zu verlieren.