Hausarbeit war bei uns irgendwie immer Frauensache. Obwohl wir beide gearbeitet haben. Natürlich, wenn ich früher zu Hause war als meine Frau, habe ich schon mal Kartoffeln geschält und aufgesetzt. Aber das Kotelett dazu braten, das hat meist sie übernommen. Ich war schließlich auch Samstag und Sonntag oft arbeiten, als Fliesenleger war man ja gefragt, so privat zu arbeiten, wie wir das im Osten genannt haben. So konnten wir uns einen Trabi leisten.
Aber jetzt ist meine Frau krank. Sie kann nicht mehr gehen, selbst nach Dingen zu greifen fällt schwer. Das kommt von einer ganz seltenen Nervenerkrankung. Eine Putzfrau können wir uns nicht leisten, und solange es geht, wollen wir unsere Söhne damit nicht belasten. So kam es, dass ich alles übernommen habe - nicht immer leicht, denn ich habe ja selber zwei Bandscheibenvorfälle und Herzflimmern.
Abwaschen kein Problem, bei der Wäsche war ich hilflos
Abwaschen ist kein Problem. Meinen Bauarbeiterhänden kann nicht mehr viel was anhaben, die waren all die Jahre voll mit Zementschmiere. Wir haben zwar eine Spülmaschine, aber das lohnt nicht für zwei Personen. Bis man das Ding voll hat, ist alles hart angetrocknet. Abspülen verbraucht auch weniger Wasser und Strom. Die schreiben zwar umgekehrt, aber das stimmt nicht, meiner Meinung nach.
Wäsche waschen, da stand ich erst hilflos davor. Wie man Wäsche trennt, das steht ja nicht in der Betriebsanleitung. Das hat mir dann meine Frau beigebracht. Meine Frau wollte pro Wäsche nur einen Bezug, ein Kopfkissen und ein Laken in die Maschine tun, aber ich habe beide Garnituren auf einmal reingetan. Vorher habe ich die Wäsche gewogen, das war unter fünf Kilo, und das fasst doch die Maschine, so steht es zumindest in der Anleitung.
Ich mache mir manches einfacher, was mir bei ihr umständlich schien. Die nasse Wäsche leg ich nur so über die Stange und klammere sie einfach fest. Ich gebe zu, bei mir sieht es nicht so gut aus, aber ich habe gesagt: Wir lassen sie so hängen, so trocknet es auch. Ist ja auch getrocknet.
Bügeln ist nicht so mein Fall
Bügeln ist nicht so mein Fall. Vor allem die Hemdenkragen.
Aber irgendwie fuchst man sich ein. Meine Frau hat gesagt, ich soll alles mit Wasser besprühen, da kriegt man das besser glatt. Das war neu für mich. Mit dem Ergebnis ist sie jedenfalls meist zufrieden. Geht doch, sagt sie. Wenn ich noch die Hemden so schön zusammengelegt bekäme wie sie, so exakt auf immer dasselbe Format ... Bei mir sieht das ein bisschen blöd aus. Aber es reicht ja auch so.
Nur der Staub! Dass es so viel Staub gibt, das hätte ich nicht gedacht. Ein paar Tage, und schon sammelt er sich überall - bloß dadurch, dass wir uns zu Hause hier bewegen. Sowie ich das sehe, wische ich drüber. Auch im Bad: Wenn man immer gleich hinterher ist, erst gar nicht Kalkränder entstehen lässt, muss man nicht so große Putzaktionen machen. So habe ich auf dem Bau auch gearbeitet: nicht erst alles sich auftürmen lassen, sondern die Sachen gleich angehen, Schritt für Schritt, korrekt und schnell.
Beim Kochen saß meine Frau anfangs daneben und leitete mich an. Zum Beispiel beim Gänsebraten, das muss sein zu Weihnachten. Ich hab das alles gemacht, Majoran und Äpfel reinstopfen, das hab ich schnell verstanden. Nur wie ich die Haut der Gans abgewaschen habe, da war ich ihr nicht gründlich genug, da musste ich noch mal ran. Jetzt geht das, notfalls mit Augen zu.
Wenn es vielleicht mal nicht so gut ist, bildet man es sich eben ein
Soßen kriege ich noch nicht so gut hin. Wenn ich sie mit Mehl mache, werden sie meistens klumpig, Gästen könnten Sie das nicht anbieten. Da hat meine Frau den Trick besser rausgehabt. Klar, mit Soßenbinder geht es, aber ich finde, das schmeckt nicht so gut wie mit Mehl. Sonst beschwert sich meine Frau nicht über mein Essen. Und wenn es vielleicht mal nicht so gut ist, bildet man es sich eben ein - weil man es doch selbst gemacht hat!
Zum Fernsehen habe ich jetzt nicht mehr so viel Zeit. Erst muss die Arbeit in der Küche gemacht sein. Nur wenn Fußball läuft, Bundesliga, dann bleibt alles stehen und liegen.
Protokoll: Bernd Schüler