Köln (epd). Die Staatsanwaltschaft Köln nimmt wegen des vielfach kritisierten "Umweltsau"-Videos des WDR keine Ermittlungen auf. Ein "kollektivbeleidigender oder gar volksverhetzender Bedeutungsgehalt" habe nicht festgestellt werde können, jedenfalls nicht "mit der für die Annahme von Straftaten erforderlichen Ausschließlichkeit", die keine anderen Auslegungsmöglichkeiten zulasse, erklärte Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn am Mittwoch. Das "Umweltsau"-Video könne auch so verstanden werden, dass nicht eine pauschale Verurteilung aller Seniorinnen, sondern die kritische Auseinandersetzung mit klimaschädigendem Verhalten gemeint war.
Flugreisen, SUV und Billigfleisch
Das Video, in dem der WDR-Kinderchor Dortmund eine satirische Umdichtung des Lieds "Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad" sang, war im Internetauftritt von WDR2 gezeigt worden. Darin wird die Oma als "Umweltsau" bezeichnet, weil sie Flugreisen unternimmt, mit dem SUV zum Arzt fährt und viel Billigfleisch verzehrt. Der WDR nahm den Beitrag nach empörten Reaktionen der Hörer aus dem Netz, Intendant Tom Buhrow entschuldigte sich. Die Staatsanwaltschaft erklärte nun, der Grad einer Schmähung sei nicht erreicht worden. Dies sei aber erforderlich, wenn von einer strafbaren Beleidigung ausgegangen werde.
Privater Tweet
Bis Ende Januar waren der Staatsanwaltschaft zufolge in Zusammenhang mit dem Video 170 Strafanzeigen eingegangen, danach aber noch "zahlreiche weitere". 31 Strafanzeigen hätten sich allein gegen den WDR-Mitarbeiter gerichtet, der in einem privaten Tweet ältere Kritikerinnen des "Umweltsau"-Lieds als "Nazisäue" bezeichnet hatte. Diese Anzeigen seien zuständigkeitshalber an die Staatsanwaltschaft Düsseldorf weitergegeben worden.
Die Kölner Staatsanwaltschaft unterstrich, dass Ermittlungen nur abgelehnt würden hinsichtlich der Veröffentlichung des Videos. Strafanzeigen gegen den WDR-Mitarbeiter, der in einem Twitter-Beitrag Kritiker des Videos "Nazisäue" nannte, würden in Düsseldorf daraufhin geprüft, ob ein strafrechtlicher Anfangsverdacht vorliege.