Stuttgart (epd). Seite an Seite hängen Rembrandt und Banksy in Stuttgart. Das Schredderbild "Love is in the bin" ("Liebe ist im Eimer") des britischen Street-Art-Künstlers Banksy ist ab sofort in der Staatsgalerie zu sehen. Beide Künstler hätten sich selbst zur Marke gemacht, sagte Museumsdirektorin Christiane Lange am Donnerstag bei der Präsentation in Stuttgart. Während der niederländische Maler Rembrandt durch zahlreiche Selbstportraits seine Kunst mit seinem Gesicht verknüpft habe, gehe Banksy den umgekehrten Weg: Seine Identität ist bis heute unbekannt.
Das ursprüngliche Werk "Girl with balloon" ("Mädchen mit Ballon") hatte im Herbst vergangenen Jahres Schlagzeilen gemacht. Bei der Auktion im Londoner Auktionshaus Sotheby's herrschte Entsetzen, nachdem ein zerstörerischer Mechanismus im Rahmen des Bildes per Fernbedienung in Betrieb gesetzt worden war. Ein Teil des ursprünglichen Werks hängt nun in Schredderstreifen aus dem Rahmen.
Umgetauftes Ballon-Bild
Banksy hatte sein Ursprungswerk von 2006 eine Woche nach der Aktion umgetauft. "Love is in the bin" war bis zum 3. März vier Wochen lang im Museum Frieder Burda in Baden-Baden ausgestellt. In dieser Zeit sahen es rund 60.000 Besucher.
Banksy, von dem man nur weiß, dass er vermutlich 1974 in Bristol geboren wurde, ist vor allem bekannt für seine satirischen Graffiti an Hauswänden. Auf Instagram folgen ihm Millionen junger Menschen, die seine Kunst oder seine Kritik am traditionellen Kunstbetrieb schätzen.
Erst mal ein Jahr zu sehen
Das ikonische Werk passe klar zu den Sammlungsschwerpunkten der Staatsgalerie wie etwa den Werken des Konzeptkünstlers Marcel Duchamp, sagte Lange. Das Schredderbild solle in Absprache mit der Besitzerin, die anonym bleiben will, zunächst für ein Jahr als Dauerleihgabe gezeigt werden. Alle zwei Monate werde das Werk umgehängt, erklärte die Museumsdirektorin. Es solle Schlüsselwerken der Kunstgeschichte aus acht Jahrhunderten gegenüber gestellt werden und zur Diskussion über Kunst anregen. Dabei sollten grundlegende Fragen wie "Was macht ein Bild zum Skandal?" oder "Werden Objekte durch Aktionen zur Kunst?" im Fokus stehen.
Eigens dafür sei die Veranstaltungsreihe "Speaker's Corner" ins Leben gerufen worden, sagte Lange. Besucher könnten sich auf ein Podest vor das Banksy-Bild stellen und eine Diskussion starten. Moderiert werde die Aktion von einem Museumsmitarbeiter.