Darmstadt (epd). Die Schriftstellervereinigung PEN-Zentrum Deutschland hat den seit zwei Jahren in der Türkei inhaftierten Oppositionspolitiker Selahattin Demirtas zum Ehrenmitglied erklärt. Das PEN-Zentrum verfolge das Schicksal des Autors und früheren Vorsitzenden der prokurdischen Partei HDP mit Sorge, teilte der Verband am Dienstag in Darmstadt mit. Obwohl der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte am 20. November die Untersuchungshaft für unrechtmäßig erklärt und deren Beendigung gefordert habe, habe ein türkisches Gericht die Freilassung abgelehnt.

"Wir fordern die zuständigen türkischen Behörden auf, unser Ehrenmitglied Selahattin Demirtas sofort und bedingungslos aus dem Gefängnis zu entlassen", erklärte das PEN-Zentrum. Die fortdauernde Haft sei einzig politisch begründet und widerspreche dem Recht auf Meinungsfreiheit und der Charta des internationalen PEN. Zu den Ehrenmitgliedern des PEN-Zentrums gehörten Václav Havel und Liu Xiaobo sowie aktuell unter anderen die ebenfalls inhaftierten Raif Badawi, Li Bifeng und Anabel Hernández.

Demirtas wurde im November 2016 verhaftet

Demirtas war im November 2016 verhaftet worden. Ein Gericht befand ihn im September 2018 für schuldig, verbotene kurdische Rebellen mit Terrorpropaganda unterstützt zu haben. Dafür wurde er zu vier Jahren und acht Monaten Haft verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, da Demirtas Berufung eingelegt hat. Weitere Klagen gegen ihn sind anhängig.

Demirtas war bei der Präsidentschaftswahl in der Türkei im Juni aus dem Gefängnis heraus als Kandidat gegen Präsident Recep Tayyip Erdogan angetreten und erreichte mit 8,4 Prozent der Stimmen den dritten Platz, obwohl er keinen Wahlkampf führen konnte. Der Politiker und seine Partei sehen in der Inhaftierung einen Versuch Erdogans, einen unliebsamen Kritiker und Konkurrenten zum Schweigen zu bringen.