Gottfried Locher
epd-bild/Rolf Zöllner
Ökumenische Aufbruchsstimmung in Basel: Die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa sucht einen engeren Austausch mit der katholischen Kirche. Der Speyerer Kirchenpräsident Schad sieht mehr Gemeinsamkeiten als bisher wahrgenommen.
17.09.2018

Die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (Geke) strebt mit dem Vatikan einen Austausch über theologische, gesellschaftliche und politische Fragen an. Er hoffe auf einen intensiven Dialog und gemeinsame Projekte etwa zum Schutz verfolgter Christen in anderen Teilen der Welt, sagte der neue und alte Geke-Präsident Gottfried Locher dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Basel. Locher wurde am Montag als geschäftsführender Präsident bestätigt. Er hat dieses Amt seit 2015 inne.

Bereits am Sonntag unterzeichneten Locher und der "Ökumeneminister" des Vatikan, Kurienkardinal Kurt Koch, in der Schweizer Stadt eine Absichtserklärung zum regelmäßigen Austausch. Erstmals würden damit die evangelischen Kirchen Europas geeint den Dialog mit dem Vatikan führen, sagte Locher. Seit dem Beginn der Reformation vor 500 Jahren habe es einen derartigen Dialog nicht gegeben. "Wir wollen Brücken bauen, gerade über die Konfessionsgrenzen hinweg", sagte der Geke-Präsident. Seinen Vorstellungen nach sollen die Gespräche von Ökumene-Experten aus den 108 Geke-Kirchen bestritten werden. Auf katholischer Seite werde der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen stehen.

Wertschätzendes Klima bei Gesprächen

Der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad wertete die Vereinbarung als Durchbruch in der Ökumene. "Es bestehen im Blick auf das Kirchenverständnis größere Gemeinsamkeiten, als bisher wahrgenommen wurden", sagte Schad am Montag in Speyer. Der Kirchenpräsident leitete die evangelische Delegation, die die Grundlagen für die offiziellen Gespräche legte. Katholischer Delegationsleiter war der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann. Die Gespräche seien vom Geist der gegenseitigen Wertschätzung und von wechselseitigem Vertrauen getragen gewesen und würden auch weiterhin davon getragen sein, sagte der Kirchenpräsident.

Der Rat der Geke wählte am Montag zudem die Jenaer Theologin Miriam Rose und der britische Pfarrer John Bradbury ins Präsidium. Als neuer Generalsekretär wurde Mario Fischer, bisheriger Büroleiter der Geke-Geschäftsstelle in Wien, ernannt.

Friedenspapier mit Erinnerung an Ersten Weltkrieg

Zuvor hatte die am Sonntag mit einem Gottesdienst eröffnete Vollversammlung ein gemeinsames Friedenspapier verabschiedet, mit dem sie an das Ende des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahre erinnert. Das Dokument steht unter dem Motto "Miteinander in Europa". Die Folgen des Krieges seien in manchen Ländern bis heute unterschwellig und indirekt gegenwärtig, heißt es. Die Versammlung fordert in dem Papier eine europäische, an den Werten der Menschenrechts- und Flüchtlingskonventionen ausgerichtete Flüchtlingspolitik.

Die Vollversammlung der Geke tagt noch bis Dienstag in Basel. Der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa gehören mehr als 100 lutherische, reformierte, unierte und methodistische Mitgliedskirchen aus über 30 Ländern an. Sie vertreten rund 50 Millionen Gläubige.

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