Essen (epd). Die Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Heidrun Thaiss, hat vor einer besorgniserregenden Entwicklung bei Impfungen gewarnt. "Es herrscht heute in Teilen der Bevölkerung ein gefährliches Unwissen über Masern", sagte die Medizinerin den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe (Montag). Die Krankheit könne zu nicht behandelbaren und irreversiblen Gehirnentzündungen führen. In seltenen Fällen seien Masern auch tödlich.
"Masern sind keine Kinderkrankheit, die man einfach mal zum Wohle des Immunsystems überstehen muss", erklärte Thaiss. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) habe sich deshalb zum Ziel gesetzt, die Krankheit auszurotten. Dafür müssten aber 95 Prozent der Bevölkerung geschützt sein. Deutschland habe dieses Ziel noch nicht erreicht. "Ich verstehe nicht, wie man einem Kind diese Impfung vorenthalten kann", sagte Thaiss.
Angst vor Nebenwirkungen
Den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission könne man vertrauen. "Dieses Expertengremium befasst sich intensiv mit allen Impfstoffen und spricht eine öffentliche Empfehlung erst nach sorgfältiger Prüfung aus", erklärte Thaiss. Nach Studien der Bundeszentrale hat etwa ein Drittel (29 Prozent) der Bevölkerung Angst vor Nebenwirkungen bei Impfungen. Andere sähen schlicht keine Notwendigkeit, sich oder die eigenen Kinder impfen zu lassen. Etwa zwei bis vier Prozent der Bevölkerung sind den Angaben zufolge harte Impfgegner. "Zu denen dringen wir mit unserer Aufklärungsarbeit nicht durch", bedauerte die Leiterin der Behörde.
Ein Argument der Gegner halte sie für fatal: Ein Kind müsse eine Krankheit auch ohne Impfung durchstehen, weil es so seine Abwehrkräfte stärke. Masern und andere Krankheiten, gegen die man impfen könne, seien aber nicht zu vergleichen mit harmlosen Virusinfekten. "Impfungen gibt es nur gegen Erkrankungen, die schwere Komplikationen nach sich ziehen können", warnte die Expertin.