Luigi Toscano vor seinen Fotos in New York
epd-bild/Holger Jan Lehmann
Der Mannheimer Fotograf Luigi Toscano hat anlässlich des Holocaust-Gedenktages (27. Januar) an die UN appelliert, sich auch weiterhin gegen Antisemitismus und jegliche Form von Gewalt zu engagieren.
26.01.2018

In Kooperation mit der Gedenkstätte "Haus der Wannseekonferenz" in Berlin zeigt Toscano derzeit 48 Porträts seines Projektes "Gegen das Vergessen" im Hauptquartier der UN in New York. Sie bilden den Rahmen für die Gedenkveranstaltungen um den Holocaust-Gedenktag. "Ich bin sehr beeindruckt über die Aufmerksamkeit, die meine Bilder dadurch bekommen", sagte Toscano dem Evangelischen Pressedienst (epd) über WhatsApp.

"Bilder an einem ganz wichtigen Ort"

In den vergangenen Jahren hat der 45-Jährige rund 200 Opfer des Nationalsozialismus fotografiert: ehemalige KZ-Häftlinge, Zwangsarbeiter, Vertriebene und Verschleppte. Er war in der Ukraine und in Russland, in Israel und den USA. Manche Menschen kamen auch zu ihm. Toscano fotografiert sie alle gleich: schwarzer Hintergrund, Ringleuchte, weiches Licht.

epd: Herr Toscano, "Gegen das Vergessen" war bisher in Mannheim und Berlin zu sehen. Darüber hinaus wanderte die Ausstellung durch vier Städte in der Ukraine. Jetzt also eine Ausstellung im Hauptquartier der UN in New York. Sind Sie stolz?

Luigi Toscano: Ich bin sehr berührt und ziemlich happy. Mein Team und ich haben in den vergangene Tagen 25 vor dem Hauptquartier und 23 Porträts im Gebäude platziert. Nach wie vor kann ich es nicht fassen, dass meine Bilder jetzt an einem ganz wichtigen Ort auf der Welt sind und von der ganzen Welt wahrgenommen werden. Symbolisch gesehen steht der Ort für Frieden und Diplomatie - ich glaube, da passt unser Projekt ganz gut hin. Ich wünsche mir, dass sich die UN weiterhin einsetzt gegen Antisemitismus und gegen jegliche Form von Gewalt. Dafür stehen ja auch diese Bilder. Dass ich als erster Künstler in der Geschichte der UN am Gebäudezaun ausstellen darf - das ist schon sehr "wow!".

epd: Die Porträts sind sehr eindrücklich, nichts lenkt ab von den Menschen und ihren Geschichten. Wie reagieren die Passanten auf die Fotos und die Installation?

Toscano: Viele Menschen kommen auf mich zu, sofern sie mich erkennen und bedanken sich. Manche wechseln extra die Straßenseite, um sich die Bilder anzusehen. Die UN-Mitarbeiter haben mir erzählt, dass das sehr ungewöhnlich ist, weil New Yorker eigentlich nie über die Straße gehen, um sich etwas anzusehen.

epd: Die Bilder hängen in New York noch bis zum 1. März. Sind weitere Stationen geplant?

Toscano: Ab April haben wir die bisher größte Ausstellung mit 150 Bildern am Lincoln Memorial Reflecting Pool in Washington D.C. in Amerika. Das ist natürlich noch einmal etwas ganz Besonders und ich freue mich sehr über die Chance. Und ab dem 29. Januar stellen wir auch noch einmal in Berlin aus am Schloss Charlottenburg. Dort treffe ich auch Margot Friedländer wieder, eine deutsche Überlebende des Holocaust, die auch zu meinen Porträtierten gehört.

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