Berlin (epd). In der ersten Jahreshälfte seien in Syrien 322 getötete und 202 verletzte Kinder registriert worden, sagte Geert Cappelaere, Unicef-Regionaldirektor für den Mittleren Osten und Nordafrika, am Dienstag in Berlin. Mehr als 200.000 Kinder lebten in belagerten Städten und Regionen, Millionen seien auf Hilfe angewiesen. Cappelaere rief zu Spenden auf.
1,75 Millionen Kinder gehen nicht zur Schule
Fast 70 Prozent der Bevölkerung in Syrien leiden laut Unicef mittlerweile unter extremer Armut, 1,75 Millionen Kinder gehen nicht zur Schule. Die meisten Kinder seien traumatisiert, viele verwaist, Familien zerrissen, sagte Cappelaere. Unicef will in den nächsten Wochen rund 700.000 Kinder in Syrien sowie weitere 800.000 Kinder in der gesamten Region mit Decken, Winterkleidung, festen Schuhen und Heizöfen versorgen. Zur Kriegs-Katastrophe dürfe keine "Winter-Katastrophe" hinzukommen, sagte der Geschäftsführer des Deutschen Unicef-Komitees, Christian Schneider.
Eine Rückführung von syrischen Flüchtlinge in Teile des Landes hält Schneider derzeit für ausgeschlossen. "So lange es keine richtige Sicherheit gibt, ist Rückkehr undenkbar", sagte Schneider. Er bekräftigte indes die Forderung nach Familienzusammenführung. Aus Sicht der Kinder und der Kinderrechte sei dies dringend geboten.
Familiennachzug
Die Hilfsorganisation Amnesty International mahnte, ohne Familiennachzug blieben Kinder, Ehepartner und Eltern in Syrien weiterhin der Gewalt ausgesetzt. Im Libanon, in Jordanien und der Türkei lebten die Geflohenen unter schwierigsten humanitären Bedingungen. Deshalb müssten die Innenminister sich für den Familiennachzug nach März 2018 einsetzen.
Die Innenminister von Bund und Länder beraten am Donnerstag und Freitag in Leipzig unter anderem über den bisherigen Abschiebestopp syrischer Flüchtlinge. Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) will vor allem straffällige syrischer Asylbewerber wieder zurückschicken.
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