Fernsehen
epd-bild/Jens Schulze
Mit Blick auf neue Forschungsergebnisse haben Fachleute Präventionsprogramme gefordert, die einer übermäßig intensiven Nutzung digitaler Medien bei Jugendlichen entgegensteuern.
01.12.2017

Das Kommunikationsverhalten der Zwölf- bis 19-Jährigen sei komplett in die virtuelle Welt abgedriftet, erklärte der Bundesverband Medien und Marketing in Berlin anlässlich der Veröffentlichung der JIM-Studie 2017. Jugendliche verlören zunehmend den Bezug zur realen Welt. Sozialkompetenzen und Arbeitsmotivation blieben immer häufiger auf der Strecke.

Laut JIM-Studie (Jugend, Information, Multi-Media) 2017 tauschen sich 94 Prozent regelmäßig über WhatsApp aus. Auf Platz zwei der mindestens mehrmals pro Woche genutzten Kommunikationsanwendungen steht Instagram (57 Prozent), knapp dahinter liegt Snapchat mit 49 Prozent regelmäßigen Nutzern, wie der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (MFPS) in Stuttgart mitteilte.

Bis zu sieben Stunden am Tag

Der Präsident des Bundesverbands Medien und Marketing, Professor Gerald Lembke, sprach von einer "besorgniserregenden Entwicklung" vor allem angesichts der langen Nutzungsdauer der digitalen Medien. Der am Donnerstagabend komplett veröffentlichten Studie zufolge schauen die Jugendlichen im Durchschnitt täglich dreieinhalb Stunden auf ihr Smartphone, in der Spitze sind es bis zu sieben Stunden am Tag.

Wie aus der Untersuchung weiter hervorgeht, spielt aber auch das Fernsehen für Jugendliche nach wie vor eine große Rolle. Mit 53 Prozent besitzen mehr als die Hälfte der zwölf- bis 19-Jährigen ein eigenes Fernsehgerät. Die Jugendlichen schätzen ihre tägliche TV-Nutzung auf knapp zwei Stunden (115 Minuten) ein, zehn Minuten mehr als 2016. Zehn Prozent von ihnen nutzen dabei regelmäßig den Livestream im Internet, 19 Prozent schauen in die Mediatheken der Sender, 14 Prozent sehen Fernsehsendungen bei YouTube. Lieblingssender ist wie schon im Jahr zuvor ProSieben, allerdings nur noch für 38 Prozent (vorher: 45 Prozent).

Zentral im Medienrepertoire der Jugendlichen seien zudem digitale Spiele über Computer, Konsole, Tablet und Smartphone, heißt es in der Studie. Drei von fünf Jugendlichen spielen sie regelmäßig - mehr als 80 Prozent der Jungen und 40 Prozent der Mädchen, wobei den Handy- oder Smartphonespielen die größte Bedeutung zukommt. Sie werden von 42 Prozent der Jugendlichen genutzt.

Persönliches Aufeinanderzugehen

Wenn digitale Kanäle den Alltag vollständig durchdrängen, würden Kulturtechniken wie das persönliche Aufeinanderzugehen für immer mehr Jugendliche schwieriger, sagte Lembke. Das werde Konsequenzen für die sozialen Kompetenzen in nahezu allen Unternehmen mit sich bringen. Um sozialen Problemen am Arbeitsplatz entgegenzuwirken, seien staatlich geförderte Präventions- und Trainingsprogramme für Kinder und Jugendliche notwendig.

Die JIM-Studie wird vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (MPFS) seit 1998 in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk (SWR) jährlich erarbeitet. Der Forschungsverbund ist eine Kooperation der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) und der Landeszentrale für Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz (LMK). Für die repräsentative Studie wurden 1.200 Jugendliche im Frühsommer 2017 telefonisch befragt.

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