Harare, Frankfurt a.M. (epd). Nach dem Ende der Jahrzehnte währenden Herrschaft von Präsident Robert Mugabe bereitet sich Simbabwe auf den ersten Machtwechsel seit der Unabhängigkeit vor. Als Nachfolger soll der von Mugabe entlassene ehemalige Vizepräsident Emmerson Mnangagwa schon am Freitag vereidigt werden, wie der staatliche Rundfunk ZBC am Mittwoch meldete. Mnangagwa wurde noch am Abend in der Hauptstadt Harare zurückerwartet. Er war nach seinem Ausschluss aus Regierung und Partei Anfang November außer Landes geflohen.
Der seit 37 Jahren zunehmend autokratisch regierende Mugabe war am Dienstag zurückgetreten. Er kam damit seiner formellen Absetzung zuvor. Die simbabwische Armee hatte in der vergangenen Woche die Kontrolle übernommen und den 93-Jährigen unter Hausarrest gestellt. Auslöser war offenbar die Entmachtung Mnangagwas und der Versuch Mugabes, seine Ehefrau Grace als Nachfolgerin zu installieren.
Mugabes Rücktritt wurde in Simbabwe mit Jubel begrüßt. Am Flughafen versammelten sich am Mittwoch Anhänger Mnangagwas, um ihn bei seiner erwarteten Rückkehr aus Südafrika zu empfangen.
Aufruf zu Zurückhaltung
UN-Generalsekretär António Guterres rief die Simbabwer zu Ruhe und Zurückhaltung auf. Die neuen politischen Führungspersönlichkeiten müssten den Menschen zuhören, ließ Guterres über einen Sprecher am Dienstag (Ortszeit) in New York erklären. Der Dialog sei ein Eckpfeiler jeder Regierung und müsse auf jedem Kontinent und in jedem Land geführt werden.
Die Bundesregierung in Berlin begrüßte Mugabes Rücktritt. Die Ereignisse der letzten Tage hätten eindringlich gezeigt, dass die Menschen einen echten Neuanfang wollten, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes. "Diese Chance besteht jetzt." Dieser Neuanfang müsse jedoch unter Mitwirkung aller demokratischen und zivilgesellschaftlichen Kräfte erfolgen.
Der Afrikabeauftragte der Bundeskanzlerin, Günter Nooke (CDU), zeigte sich allerdings skeptisch, ob es für Simbabwe einen wirklichen Neuanfang und eine Öffnung gibt. Die Ernennung des früheren Geheimdienstchefs Mnangagwa zum Nachfolger Mugabes könne auf einen Übergang von einem Diktator zum nächsten hinauslaufen, sagte Nooke im Südwestrundfunk (SWR). Wenn es Mnangagwa dann mit Einschüchterung oder Tricks hinbekomme, wiedergewählt zu werden, gerate Simbabwe "von einem Tyrannen zum nächsten".
Demokratische Wahlen
Für das kommende Jahr steht regulär die nächste Wahl in Simbabwe an. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini erklärte am Dienstagabend, nach dem Abtreten Mugabes sei das Ziel jetzt ein geordneter Prozess zu demokratischen Wahlen.
Mugabe war seit der Unabhängigkeit des einstigen Südrhodesiens von Großbritannien im Jahr 1980 an der Macht. Seine Herrschaft sicherte sich der einstige Versöhner und Nationalheld durch Wahlfälschung und brutale Gewalt. Unter ihm erlebte die einstige Kornkammer im südlichen Afrika einen dramatischen wirtschaftlichen und sozialen Niedergang.
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