Die Unabhängigkeitsbewegung für Biafra ist wieder im Aufwind.
epd-bild/Andrea Staeritz
Die Unabhängigkeitsbewegung der Region Biafra in Nigeria hat ihre Anhänger zu einem Generalstreik aufgerufen.
29.05.2017

Am 50. Jahrestag der einstigen, gescheiterten Unabhängigkeitserklärung am Dienstag sollten die Menschen zu Hause bleiben und der Märtyrer und Helden des Biafra-Krieges (1967-70) gedenken, erklärten die Organisationen Massob und IPOB am Montag. Während des Biafra-Krieges, den die abtrünnige Region verlor, starben mehr als eine Million Menschen.

"Brutaler Umgang"

Seit Wochen herrscht wieder Anspannung im Südosten Nigerias, denn die Sympathisanten einer erneuten Sezession gewinnen an Aufwind. Die Bundesregierung in der Hauptstadt Abuja hingegen beschwört die Einheit des Landes. Die Gesellschaft für bedrohte Völker kritisierte massive Menschenrechtsverletzungen durch Nigerias Sicherheitskräfte an Unabhängigkeitsbefürwortern.

180 Unterstützer der Pro-Biafra-Bewegung seien seit August 2015 getötet worden, 1.244 weitere festgenommen, hieß es in einem Bericht der Menschenrechtsorganisation. "Der brutale Umgang von Nigerias Polizei und Armee mit Biafra-Aktivisten ist einer Demokratie nicht würdig", erklärte der Afrika-Experte der Gesellschaft, Ulrich Delius. Die in der Verfassung garantierten Rechte auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit werde den Pro-Biafra-Organisationen systematisch verweigert.

Gerüchte von verdeckten Verhaftungen

Sympathisanten einer erneuten Sezession befürchten eine Verhaftungswelle, Verletzte und Tote wie am Jahrestag im vergangenen Jahr. Die Pro-Biafra-Bewegung hat in den vergangenen fünf Jahren insbesondere durch IPOB (Indigenous People of Biafra) von Nnamdi Kanu erneuten Aufschwung bekommen. Kanu ruft zum bewaffneten Kampf auf. Nach mehreren Monaten in Haft wurde er im April freigelassen unter der Auflage, weder Interviews zu geben noch zu Gruppen von mehr als zehn Menschen zu sprechen.

In den Sozialen Medien brodeln Gerüchte von verdeckten Verhaftungen durch den Geheimdienst und dass schon in den nächsten Monaten die Unabhängigkeit Biafras erklärt werde. Die Twitter-Nutzer befürchten erneut Tote und Verletzte, nicht nur durch die Sicherheitskräfte, sondern auch seitens der Biafra-Befürworter. Hetze und Agitation nehmen bisher unbekannte Dimensionen an.

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