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Klosterkirche Mariensee, Sonntag, 10 Uhr. Das ist Willkommenskultur: An der Tür der altehrwürdigen, heute evangelischen Klosterkirche lächelt eine Frau freundlich die Besucher an, reicht ihnen die Hand und ein dünnes Gesangbuch. Ein E-Piano ertönt, die Pastorin übt mit der Gemeinde neue Lieder. Der Taufstein ist mit Efeu geschmückt, das passt zum Grün der Paramente – und zur üppigen sommerlichen Natur im Leinetal nördlich von Neustadt am Rübenberge. Zu Beginn des Gottesdienstes besingt die Gemeinde die "Güldne Sonne", leider ziemlich leise. Außer der sangesunkundigen Taufgesellschaft sind nicht viele Besucher hier. Dabei geht es hier locker kirchentagig und nicht streng klösterlich zu.
Die Pastorin ist freundlich und wirkt lebenserfahren. Als sie den Namen des Täuflings nennt, quittiert er das mit einem kurzen Schrei. "Wo Menschen sich vergessen, . . . da berühren sich Himmel und Erde", heißt es im nächsten Lied.
Im Predigttext geht es um den Splitter in des Nächsten und um den Balken im eigenen Auge. Ein Vers, der zum Großvater des Täuflings passe, sagt die Pastorin. Er, der Zimmermann, kenne sich schließlich mit Holz aus – wie Jesus. Die Pastorin setzt an zur Predigt. Der Täufling beginnt zu schreien, aber so richtig. Die Mutter steht auf und wiegt das Baby im Arm. Ein schönes Bild, fast wie eine moderne Madonna mit Blümchenkleid und Rückentattoo. Schließlich bringt der Vater den Kleinen raus. Und die Pastorin kommt zur Botschaft des Predigttextes. "Fang erst mal bei dir selbst an, bevor du die Verantwortung bei anderen suchst", sagt sie, "das ist gar nicht so leicht!" Der Vater kommt zurück, das Kind nuckelt zufrieden an einer Flasche.
Ein Kind und drei Jugendliche tragen Wasserbecher zum Taufbecken. Der Täufling ist eingeschlafen und nickert sogar weiter, als die Pastorin Wasser auf seinen Kopf träufelt. Wir seien "ein Teil der Geschichte", die Gott webt, heißt es im nächsten Lied. Passt zum prächtigen Klosterteppich an der Kirchenwand. Zum Abendmahl bilden alle einen großen Kreis vor dem Altar. Die Pastorin reicht noch den Letzten den Kelch, da posieren schon drei blonde Frauen vorm Altar für die Fotografin – wo vor 800 Jahren Zisterzienserinnen im züchtigen Gewand sangen und beteten.
"Geh aus, mein Herz, und suche Freud", das letzte Lied. Zum Segen tritt das junge Paar mit dem Täufling vor den Altar: ". . . und schenke dir Frieden." Das Baby bekräftigt mit einem kurzen Schrei. Amen.
Ev.-luth. Kirchengemeinde Mariensee
Höltystraße 7
31535 Neustadt a. Rbge. – Mariensee
Telefon: 05034-393
Fax: 05034-8501
Gottesdienste: Sonntags 10 Uhr