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Die Bundesstraße durch Malente, die Stadt mit dem Sportleistungszentrum, zieht sich. Von außen ist die Maria-Magdalenen-Kirche ein wunderschöner Backsteinbau. Innen verbaut schweres wilhelminisch-barockes Eicheninventar die Sicht auf den mittelalterlichen Chorraum. Umso fröhlicher wirkt die Lichterkette mit den blauen, weißen und roten Sternen, unter denen sich die Tauffamilie vorne rechts versammelt. Sie sind alle schwarz gekleidet – ziemlich ernst dafür, dass heute ihre Nele Elise getauft wird. Es ist ihr erster Geburtstag.
In ihrer Begrüßung sagt Pastorin Bettina Grunert: „Dass Jesus Jude war, bringt uns in eine bleibende Verbindung mit dem Volk Israel.“ Heute ist Israelsonntag, die Kirche erinnert an die Shoah und mahnt, das antijüdische Erbe im Christentum zu überwinden – kein leichtes Thema. Hier beherbergt man unzählige Feriengäste, das Leben sollte eigentlich leicht und unbeschwert sein.
Gebannt lauscht Neles Familie der Taufansprache nach der Eingangsliturgie. Pastorin Grunert findet die richtigen Worte: „Nele lernt jetzt schnell laufen. Aber dass sie in die richtige Richtung läuft, darauf kommt es an.“ Und sie fasst den Taufspruch, ein Pauluswort, einprägsam zusammen: „Alles, was ich bin, bin ich, weil Gott mich lieb hat.“
„Jesu Tränen sind meine Tränen“
Pastorin Grunert kennt Neles großen Bruder Tom aus dem Kindergarten der Gemeinde, der Pusteblume. Sie bittet ihn, das Taufwasser einzugießen ‒ „denn ich kann ja nicht so gut laufen.“ Die Knie machen der Pastorin zu schaffen. Und dann soll Tom Eltern und Paten nach vorne bitten, was er meisterlich tut. „Und ihr bleibt alle sitzen“, weist er die Übrigen an.
In ihrer Predigt erinnert Grunert an den Streit zwischen Juden und Muslimen um den Tempelberg in Jerusalem, an die jahrtausendealten Konflikte um die Stadt und an den Friedensboten Jesus. Erst weint er über die Stadt, dann zürnt er über die Geschäftemacherei am Tempel. Grunert spricht von der allgemeinen Verunsicherung nach den Terroranschlägen von Nizza und Würzburg und nach dem Amoklauf in München. Sie fasst ihre Botschaft mit Merksätzen zusammen: „Ich kann Gott an meiner Seite wissen, wenn ich über die Welt verzweifle. Jesu Tränen sind meine Tränen.“ Und Jesu Zorn könne ermutigen, sich zupackend für den Frieden einzusetzen.
Die Orgelbegleitung des nächsten Liedes endet in Dur. Passt. Die Kollekte für den christlich-jüdischen Dialog wird beim Schlusslied mit der heiteren und unbeschwerten Melodie eingesammelt: „Gib uns Frieden jeden Tag.“
Zur Gemeinde
Maria-Magdalenen-Kirche
Bahnhofstraße 64
23714 Bad Malente-Gremsmühlen
Pastorin Laura Koch und Pastorin Bettina Grunert
Telefon 04523 999980
Fax 04523 9999830
E-Mail: kg-malente@kk-oh.de