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Kinder toben im Schnee vor der Kirche, und es klingt irgendwie – serbisch. Im Eingang plaudern Erwachsene, in der gleichen Sprache. Ob all diese Menschen wirklich in das orthodoxe Seitenschiff der Christus-Immanuel-Kirche mit der Ikonostase passen? Ohne Stühle, also stehend, könnte es funktionieren.
Aber wo feiern nun die evangelischen Äthiopier ihren Gottesdienst? „Rechts um die Kirche, der Eingang ist unterm Turm“, sagt die Frau vom Kerzenverkauf. Dort tollt niemand vor der Tür, wohl aber dahinter. Kinder laufen umher, pusten Luftballons auf und lassen sie platzen. Frauen bereiten Mittagessen vor, rollen Fladenbrote und rühren in äthiopischem Fingerfood. Im Gottesdienstsaal eine Tür weiter unterhalten sich die Männer. Nur der Chor aus der örtlichen deutschsprachigen Gemeinde sitzt schon andächtig links vom Lektorenpult.
Heute ist ein besonderer Tag. Erstmals ordiniert die evangelische Kirche Äthiopiens, die Mekane Yesus Kirche, einen Pfarrer außerhalb Äthiopiens. Zum Klang der Orgel zieht der Klerus ein – Pfarrer in weißen Alben mit roten Stolen, dazwischen zwei Frankfurter Pastorinnen in schwarzem Talar.
Nach Grußworten in äthiopischer Sprache und auf Deutsch setzen die Chordamen kraftvoll ein, singen mit geschlossenen Augen, wippen, klatschen. Herren aus den hinteren Reihen stimmen zaghaft ein.
Auch der deutsche Gastchor tritt noch vor der Predigt auf, mit einem schwungvollen Lied. Eine Äthiopierin betet frei hinterm Altar in ihrer Landessprache. Sie scheint auf einen emotionalen Höhepunkt zuzusteuern. „Amen!“, rufen einige Männer dazwischen.
Die Gastpredigerin Ursula Schoen ist Dekanin für Frankfurt-Mitte/Ost. Sie legt Jeremia 23 aus, die Ankündigung eines gerechten Davidsprosses, der das Volk Israel aus dem Exil heimholt. Sie spricht über die Sehnsucht von Flüchtlingen nach ihrer Heimat, über Länder, „wo es keine unabhängige Justiz gibt“, über die Angst der Geduldeten ohne Bleiberecht. – Das Leid der Äthiopier, aus deutscher Sicht nachgezeichnet.
Dann stellt der Hermannsburger Pfarrer Tasgara Hirpo, selbst äthiopischer Flüchtling, den 46-jährigen Merga Negeri Arabe vor, der gleich ordiniert wird: wo er studiert und Theologie gelehrt hat, wie er in Deutschland Zuflucht vor politischer Verfolgung suchte. „In der Kirche braucht er keinen Pass mehr. Sie ist jetzt sein Zuhause.“ – Seit 2001 feiern die Äthiopier hier Gottesdienste. Schön, wie sie die deutschen Gäste einbeziehen. Die können davon bestimmt was lernen.
Zur Gemeinde
Christus-Immanuel-Kirche
Beethovenplatz 11 - 13
60325 Frankfurt
www.christus-immanuel.de
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61440 Oberursel, Tel. 06171 / 97 38 32
E-Mail: Gisela.Egler@t-online.de
Sozialdiakonischer Mitarbeiter
Merga Negeri Arabe
Tel. 0176 - 49 60 92 36
E-Mail: merga2009@ymail.com