16.02.2011

Bewertung

Liturgie
4
Predigt
3
Musik
3
Atmosphäre
4

Nanu? Erstaunlich gut besucht, die evangelische Kirche in der Kleinstadt östlich von Bielefeld. Ein regnerischer Vormittag, ein ganz normaler Sonntag im Kirchenjahr. Trotzdem sind etwa 130 Kirchgänger zum Gottesdienst in die 500 Jahre alte Kirche gekommen. Die Gemeinde feiert einen außergewöhnlichen Taufgottesdienst, erklärt Pfarrerin Viktoria Keil in ihrer Begrüßung. Drei Geschwister werden getauft: Vanessa, Rebecca und Fabian, sieben, neun und zehn Jahre alt.

Pfarrerin Keil heißt die drei, die Mutter und die Patin willkommen. Der Posaunenchor spielt „Vertraut den neuen Wegen“. Das passt, denn im „Jahr der Taufe“ ist die Gemeinde selber auf neuen Wegen. Sie geht auf Familien mit ungetauften Kindern zu und lädt zu einem „Taufunterricht“ ein. Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren lernen an vier Nachmittagen, was es bedeutet, sich taufen zu lassen. Danach können sie entscheiden, ob sie das wollen.

Drei Tücher dienen als Symbol

Die Pastorin betet mit der Gemeinde im Wechsel Psalm 23. Eine Älteste spricht den Taufauftrag. Nach dem Glaubensbekenntnis wendet sich Pastorin Keil an die Täuflinge: „Glaube, Liebe, Hoffnung – wenn ihr euch daran festhaltet, ist dies das stärkste Band, das euch mit Gott verbindet.“ Drei Tücher dienen als Symbol: ein blaues Tuch für den Glauben, ein gelbes für die Hoffnung, ein rotes für die Liebe. Die Tücher wird die Pastorin den Kindern zum Ende des Gottesdienstes als gemeinsames Band um die Schultern legen. Eine eindrucksvolle Geste.

Ein Gänsehautgefühl stellt sich auch ein, als Posaunenchor und Gemeinde gemeinsam „Gottes Engel ist bei dir“ zu der Melodie von „Weißt du, wie viel Sternlein stehen“ anstimmen. Währenddessen gehen die Geschwister vor zum Taufstein.

In der Predigt macht sich Pastorin Keil darüber Gedanken, wie Vernunft und Glaube zusammenpassen. Nicht wissen und doch glauben? Was damit gemeint ist, veranschaulicht die Pastorin mit der Geschichte vom Beamten, der Jesus um Heilung für seinen kranken Sohn bittet (Johannes 4,46–54).

„Er hat drauflos geglaubt, seinem inneren roten Faden vertraut“, sagt die Pastorin. Dazu müsse man auch Vernunft einsetzen. Die ersten Schritte seien „erkennen“ und „für wahr halten“. Erst der dritte Schritt komme aus dem Herzen. Sie wendet sich an die Konfirmanden: „Dieses Losgehen im Glauben könnt ihr nur von ganz drinnen tun“, sagt sie. „Und dieser Weg braucht Zeit.“ Zum Schluss spielt der Posaunenchor „Befiehl du deine Wege“. Kräftiger Applaus, ehe sich die Gemeinde zum Plaudern im Kirchcafé trifft.

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