Kinder - Freude pur auf das neue Jahr!
Kinder - Freude pur auf das neue Jahr!
Rafa Cortés/Westend61/Gettyimages
Jahresanfang
Neues Jahr, neues graues Haar
Wieder ist ein Jahr vorbei - im Januar beginnt alles von Neuem. Warum mich das neue Jahr melancholisch macht, die Kinder aber fröhlich
Lena Uphoff
02.01.2025
3Min

Neues Jahr, neues Glück. Doch ich denke auch oft: Altes Jahr, vergangenes Glück. Mit unseren Kindern erleben wir so viele schöne Momente, die ich gerne aufheben würde. Und dann wird man ja selbst auch noch jedes Jahr älter. Das ist auch nicht nur schön.

Aber das mit Aufheben von Momenten ist natürlich eine ambivalente Sache. Denn sie sind ja meistens deshalb so schön, weil man sie eben nicht aufheben kann. Das erste Weihnachtskonzert unseres ältesten Sohns beispielsweise. Er hat angefangen, ein Blasinstrument zu spielen. Das Konzert war sehr schön, ich war sehr stolz und ganz erfüllt. Aber die Güte des Moments lag natürlich auch darin, dass es das erste Konzert jemals war und ich male mir schon aus, wie toll das erst noch wird, wenn er dann das zweite Konzert spielt und das dritte und so weiter. Jedes Jahr immer wieder das erste Konzert zu hören, wäre jetzt auch nicht so toll.

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Anderen Eltern ging es offenbar anders. Ein Vater, der vor mir in der Reihe saß, hielt die ganze Zeit sein Smartphone in die Luft und filmte. Immerhin hatte er ein sehr großes modernes Smartphone, sodass ich meinen Sohn wenigstens hochaufgelöst auf dem Bildschirm sehen konnte. War nur ein bisschen klein.

Unsere Kinder sind gar nicht melancholisch, wenn ein Jahr zu Ende geht. Sie freuen sich. Denn jetzt kommt ja alles wieder: Skifahren, Fasching, Ostern, Frühling und das ganze weitere Jahresprogramm. Und ganz wichtig: der eigene Geburtstag.

Unsere Tochter hat im Sommer Geburtstag und fragt trotzdem jetzt schon ständig, wie lange es eigentlich noch dauert. So sehr freut sie sich darauf. Älterwerden heißt größer werden, mehr Dinge können, schneller rennen und besser fangen zu können. Und mit jedem Jahr wachsen auch die Freiheiten: Sie dürfen länger wach bleiben, andere Filme schauen und die Chancen steigen, ein Smartphone zu bekommen.

Dass älter zu werden auch bedeutet, mehr zu müssen, spielt für sie keine Rolle. Das Vergehen der Zeit ist für kleine Kinder ein großes Versprechen und keine Drohung wie für uns Erwachsene. Oh nein, jetzt habe ich also die Hälfte meines Lebens gelebt. Neues Jahr, neues graues Haar. Uff, ich brauche schon wieder ein neues Smartphone, weil das alte zu langsam geworden ist. Nein, ein neues Update! Jetzt sieht wieder alles anders aus, und ich muss mich neu einfinden. Die Melancholie, die mich an Silvester und Neujahr umfängt, hat schon auch seinen Grund.

Aber bei aller Melancholie ist es eigentlich eine großartige Erfindung, dass die Dinge nach zwölf Monaten wieder von vorne beginnen. Denn dadurch bekommt man ja auch immer wieder die Chance, die Dinge besser zu machen - oder schlechter. Naja, jedenfalls neu. Man stelle sich einmal vor, das Jahr hätte 48 Monate. Wie lange es dauern würde, bis man wieder die Chance bekäme, dieses Jahr endlich wenigstens einen der vielen Neujahrsvorsätze umzusetzen. Wobei ich mir eigentlich nie Neujahrsvorsätze mache. Außer geheime, die ich keinem erzähle. Nein, leider auch Ihnen nicht, liebe Leser und Leserinnen.

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Kolumne

Michael Güthlein
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Konstantin Sacher

Michael Güthlein und Konstantin Sacher sind Väter: ein (1) und drei Kinder (10, 9, 6). Beide erzählen über ihr Rollenverständnis und ihre Abenteuer zwischen Kinderkrabbeln und Elternabend, zwischen Beikost und Ferienlager. Ihre Kolumne erscheint alle zwei Wochen; sie schreiben im Wechsel.