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Kirchentag in Stuttgart. Schön war’s. Ein beschwingter Abend der Begegnung, tolle Vorträge, heiße Diskussionen, Bibelarbeiten. Gottes Wort ist Rock ’n’ Roll. Dann die Ernüchterung: zu Hause alles beim Alten. Man fühlt sich wie nach der Rückkehr aus einem sonnigen Urlaub oder dem Verlassen von Wolke sieben. Was weit und hoch war, ist eng und flach. Der Alltag hat einen wieder. Verklärte Mienen wandeln sich in blasse Gesichter, die steile Stirnfalte, zeitweilig kaum zu sehen, beansprucht streng ihren Platz.
Wie geht man damit um, wenn einem die Sensation der Unendlichkeit entgleitet? Wenn man statt Schwerelosigkeit wieder das ganze eigene Gewicht spürt? Kurzer Seitenblick: Jesus ist mit Freunden auf einem Berg. Sie erleben eine Art Kirchentag, einen geistigen Gipfel. Höhepunkt ihrer bisherigen Gespräche. Einer schlägt deswegen auch gleich vor, Hütten zu bauen, um dazubleiben. Er will den Augenblick zum Verweilen zwingen, er möchte nicht in die Niederungen des Alltags zurück.
Jesus nimmt seine Jünger aber wieder mit in die Ebene. Kirchentag zu Ende, Urlaub aus, Verliebtheit weicht sanfter Ernüchterung – trotzdem muss es nicht weitergehen wie gewohnt. Hat einer erst mal die höchsten Höhen erklommen, mit dem Verstand, dem Gefühl, der Seele, dann schaut er oder sie die scheinbaren Niederungen und Täler des eigenen Lebens und der Mitmenschen anders an. Pfeif auf die Gesetze der Schwerkraft und der Trägheit! Her mit den Ideen für ein anderes Leben!
Die Musik auf dem Kirchentag war mitreißender als die in der eigenen Gemeinde? Dann schauen wir doch, ob wir einen Gospelchor gründen können. Vielleicht wartet die Organistin längst, dass man ihr neue Noten kauft und sie neben wunderschönen Chorälen mal einen Ragtime von der Empore donnern kann. Man hat viel von Ökologie gehört? Der Schwung dürfte ausreichen, um die Räume der Gemeinde zu durchforsten, um alles auf einen umweltfreundlichen Stand zu bringen.
Ein Geschenk des Himmels
Der Urlaub hat endlich das Herz weit und den Kopf frei gemacht? Höchste Zeit, Oasenzeiten im Alltag einzubauen. Wellnesstage, Wanderungen, Waldspaziergänge, Essen mit Freunden: „Irgendwo auf der Welt fängt mein Weg zum Himmel an“ – das Lied der Comedian Harmonists lässt sich mit „hier und jetzt“ beantworten. Der Weg zum Himmel ist immer in der Nähe.
###autor### Und wer will schon ewig wie ein verliebter Teenager durchs Leben stolpern? Die Schmetterlinge im Bauch kann man ja regelmäßig auffliegen lassen. Ein Date mit der eigenen Frau, überraschendes Händchenhalten, ein Sommerabend mit Glühwürmchen, „du hast die schönsten braunen Augen der Welt“... schon kribbelt es wieder! Verklärung abseits des Alltags ist großartig – dann, wenn man ihr später nicht nachtrauert, sondern etwas davon einpackt und zu Hause ab und zu herausholt.
Es ist ein Geschenk des Himmels, dass unsereins fähig ist, der Seele Flügel zu verleihen, mit dem Herzen einen Aufschwung zu nehmen, der die Augen öffnet, den Blick weitet und Wege entdecken lässt, die man allein und mit Bodenhaftung nicht gefunden hätte. Die wirklich erhebenden Momente sind die, in denen man spürt, was einem mit diesem Leben geschenkt ist. In denen man richtig Lust hat, davon zu träumen und an das zu glauben, was in Gottes Namen noch alles Wirklichkeit werden kann.
Defätistische Alltagsdefinition?
Der Alltag ist keine "Niederung", es sei denn man nimmt ihn als solche wahr, weil man sich gesellschaftlichen Zwängen beugen muss, statt so zu leben, wie man es möchte und sich alltäglich über das freut, was man erreichen konnte und durfte.
Da jedoch die meisten Menschen nicht geistig frei sind, wird der Alltag als Niederung wahrgenommen.
Frau Breit-Keßler zeigt den typisch deutschen Pessismus gegenüber dem Alltag durch ihre Formulierung. Man solch sich an den Momenten des Glück berauschen und sie mitnehmen.
Nein! Jeder Tag sollte glücklich machen, insbesondere der Alltag und nicht aus Erinnerung an glückliche Momente bestehen. Diese Einstellung ist defätistisch Frau Breit-Kessler!
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