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"Was die evangelische Kirche da mit chrismon macht, finde ich klasse. Ich freue mich jeden Monat neu auf die Beilage in meiner Tageszeitung, auch wenn ich vor bald zehn Jahren aus der Kirche ausgetreten bin." Ich war erfreut über dieses Lob für chrismon aus dem Munde eines 30-jährigen IT-Fachmanns und fragte interessiert nach: "Warum sind Sie denn seinerzeit ausgetreten?"
Und er begann zu erzählen: "Ich war seit der Konfirmation in der Jugendarbeit unserer Gemeinde tätig und sehr engagiert. Wir hatten viele gute Ideen, wie man Jugendliche begeistern könnte, stießen aber immer wieder an die engen Grenzen der Mitglieder unseres Kirchenvorstands. Leider unterstützte uns auch der Pfarrer nicht sehr. Als ich dann mit 20 Jahren mit meiner Freundin zusammenzog, wollte mir der Kirchenvorstand die Verantwortung für die Jugend, die ich inzwischen hatte, abnehmen - wegen 'unmoralischen Lebenswandels'. Da zog ich dann lieber selbst die Konsequenzen und trat aus."
Der junge Informatiker machte eine kurze Pause und fuhr dann nachdenklich fort: "Da ich aus der Gemeinde nicht austreten konnte, trat ich aus der Kirche aus. Das tut mir zwar immer wieder leid. Ich gehe auch - mindestens an den Festtagen - in die Kirche, aber nicht in dieser Gemeinde, in der ich immer noch wohne. Doch ich habe inzwischen gemerkt: Die meisten anderen Gemeinden sind längst nicht so eng wie meine."
Warum nicht wieder eintreten?
Ich hakte nach: "Wenn Ihnen der Austritt leidtut, warum treten Sie dann nicht einfach wieder ein?" Der junge Mann schaute mich verdutzt an. "Einfach? Da muss ich doch genau zu dem Pfarrer gehen, der mir damals nicht geholfen hat."
"Nein", sagte ich, "eben nicht." Ich berichtete ihm, dass er stattdessen zum Beispiel zu einer Wiedereintrittsstelle gehen könne. Dort könne er direkt aufgenommen werden und künftig Mitglied in der Gemeinde werden, der er sich am meisten verbunden fühle.
Nicht ganz untypisch, dieses Gespräch.
Es gibt nicht wenige Menschen, die das, was sie zum Kirchenaustritt geführt hat, heute anders sehen als damals. Aber sie haben eine Scheu davor, den Austritt rückgängig zu machen, eine Scheu vielleicht davor, sich überhaupt zu diesem Schritt zu bekennen, oder aber auch, ihn bei einer bestimmten Person zu tun.
Kircheneintrittsstellen helfen weiter
Deshalb bin ich froh, dass es in vielen Landeskirchen inzwischen sogenannte Kircheneintrittsstellen gibt, in denen eigens dafür ausgebildete Pfarrerinnen und Pfarrer meist mit einem Team von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zum Gespräch und zur Beratung bereitstehen. Bei ihnen kann, und zwar sehr unkompliziert, auch der Eintritt selbst vorgenommen werden. Es braucht nicht viel, um einen Austritt rückgängig zu machen: keine Glaubensprüfung und keine Erklärung, lediglich den Willen, wieder zur Kirche zu gehören. Auch für Probleme mit der Kirchenmitgliedschaft sind die Eintrittsstellen ansprechbar. Es muss nicht erst zum Kirchenaustritt kommen, manchmal reicht schon ein klärendes Gespräch oder eine Vermittlung, um Missverständnisse oder Ärger zu beheben.
In unserer bayerischen Landeskirche gibt es drei solcher Stellen: in Nürnberg, Augsburg und seit kurzem in München. Auch in anderen Landeskirchen gibt es sie (siehe unter www.evangelisch.info). Nach unserem evangelischen Verständnis ist ein Kircheneintritt zwar immer auch verbunden mit dem Eintritt in eine konkrete Gemeinde. Doch ist die starke Bindung an die jeweilige Wohnsitzgemeinde, die früher bestimmend war, heute nicht mehr zwangsläufig nötig.