Ein Wunsch zum Papstbesuch

Zumindest wenn man in Bayern lebt, scheint es seit der Fußball-WM kein interessanteres Thema für die Medien zu geben als den bevorstehenden Papstbesuch. Eine Zeitung titelte unlängst: "Nach der WM ist vor dem Papst."

"Nach der WM ist vor dem Papst."

Auch ich bin oft dazu gefragt worden, wie ein evangelischer Bischof es denn findet, wenn die katholische Kirche und der Papst so oft in den Medien vorkommen. Kein Problem, kann ich nur sagen, wenn unsere Geschwister sich freuen und feiern, feiern wir gern mit und freuen uns mit ihnen. Und wenn durch den Besuch Benedikts XVI. die Themen Kirche und christlicher Glaube so breit in den Medien thematisiert werden, kann ich darüber nur glücklich sein. Die Menschen heute brauchen die Botschaft von der Liebe Gottes zu uns Menschen mehr denn je. Für konfessionelle Schmollwinkel und für Eifersüchtelei ist da kein Platz.

Immer weniger Menschen verstehen heute, weshalb zwischen den Konfessionen nicht mehr Gemeinsamkeiten möglich sind. Uns eint doch viel mehr als uns trennt. Nirgends sonst auf der Welt gibt es in einem Land ziemlich genau gleich viele Evangelische und Katholiken. Deshalb gibt es auch nirgends sonst so viele "konfessionsgemischte" Ehepaare, die dann im Alltag feststellen, wie beschwerlich es sein kann, unterschiedlichen Kirchen anzugehören.

Nun gibt es in der Tat schwerwiegende und ernst zu nehmende Gründe, weshalb die Kirchen in wichtigen Fragen noch unterschiedliche Antworten geben, die ein stärkeres Zusammenwachsen erschweren.

Trotzdem sehe ich in der beschriebenen Situation eine Aufforderung und eine Aufgabe für mich, für uns, für alle kirchenleitenden Menschen in der Bundesrepublik. Wir müssen alles tun, damit die Menschen in unserem Land über den evangelisch-katholischen Differenzen nicht generell die Lust verlieren, sich in unseren Kirchen zu engagieren, weil sie vielleicht den Eindruck haben, wir würden uns um ihre Alltagsprobleme nicht genug kümmern.

Ich habe Hoffnung auf diesen Papst, der aus Deutschland stammt und der die deutschen Verhältnisse kennt

Da habe ich Hoffnung auf diesen Papst, der aus Deutschland stammt und der die deutschen Verhältnisse kennt. Ich hoffe, dass er bei seinem Besuch Mitte September nicht nur den Jubel und die Begeisterung wahrnimmt, worüber er sich zweifellos freuen wird und freuen soll, sondern auch die Probleme, die wir in Deutschland haben. So etwa das ungelöste Problem der Menschen in konfessionsverschiedener Partnerschaft und Familie, die, wenn sie ihren Glauben ehrlich praktizieren, darunter leiden, dass sie nicht gemeinsam zum Tisch des Herrn gehen dürfen.

Die sogenannte "eucharistische Gastfreundschaft" ist keine Frage von weltkirchlicher Dimension, sondern sie ergibt sich aus der deutschen Situation. Eine seelsorgerliche Lösung eröffnet sogar die Eucharistie-Enzyklika von Papst Johannes Paul II. Die katholische Deutsche Bischofskonferenz könnte hier eine Regelung für den Gang zum Tisch des Herrn beschließen. Das Kirchenrecht räumt ihr dies ein. Ich traue Benedikt zu, dass er dazu ermutigt.

So gehe ich erwartungsvoll und guten Mutes in diese "Papsttage", wünsche allen, die diesen Besuch feiern, eine fröhliche Zeit und hoffe, dass diese Tage Segen bringen für alle Menschen, denen ihre Kirche wichtig ist.

 

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