"Das Abstellen von Fahrrädern im Hausflur ist verboten, ebenso das Anbringen von Blumenkästen an den Außenfenstern. Keine Haustiere, keine Musikinstrumente, kein lautes Abspielen von Tonträgern. Die Haustür ist ab 20 Uhr verschlossen zu halten. Eine private Nutzung des Hofes ist untersagt." So unromantisch vollzog sich der Einzug in meine erste Wohnung. Neben dem soeben unterschriebenen Mietvertrag händigte mir der Hauseigentümer eine zweiseitige Hausordnung aus. Ein Verbot reihte sich an das andere! Der Traum von weinseligen Abenden mit Freunden und Nachbarn im lauschigen Hinterhof zerplatzte. Willkommen zu Hause!
Auch wer zur Hausgemeinschaft Gottes gehören will, so unser Text aus dem Epheserbrief, muss sich Gottes Hausordnung zu Eigen machen, und die ist streng: "Kampf gegen Schmutz und Schund", so brachte es der Theologe und Widerstandskämpfer Martin Niemöller Ende der fünfziger Jahre in einer Predigt über diesen Text auf den Punkt. Merke: Wer Gottes Nähe sucht, der meide also alles Finstere und Schlechte, Gott will keinen Schmutz in seinem Haus, sondern anständige, ordentliche Hausbewohner.
O weh, hier scheint sich das Bild zu bestätigen, das sich noch heute viele von Christenmenschen machen: Freudlos und bescheiden haben sie zu sein, nett zu jedem, schuld- statt lustbetont, kurzum unscheinbare, langweilige Geschöpfe ohne Ausstrahlung. Und ähnlich düster wie diese christliche Hausordnung empfinden viele unsere Kirchenräume: dunkel statt licht, kalt statt leidenschaftlich. So fühlen sich potentielle Hausgenossen häufig eher abgeschreckt als eingeladen.
Die Bibel erzählt, dass es Zeiten gab, da lebten Menschen unter traumhaften Bedingungen an Gottes Seite. Nicht in einer bescheidenen Mietwohnung, sondern in einem bezaubernden Garten. Auch dort gab es eine Hausordnung. Sie war kurz und knapp und bestand nur aus einem einzigen Verbot: vom Baume der Erkenntnis zu essen. Adam und Eva aber verstießen gegen diese Ordnung und mussten ausziehen aus dem Paradies. Unzucht, Habsucht, lose Reden hinter diesen altertümlichen strengen Begriffen steckt das Gegenteil der guten Schöpfungsordnung Gottes: Im Paradies liebte Adam noch seine Eva. Er bewahrte die Schöpfung, statt sie besitzen und ausbeuten zu wollen. Er gebrauchte seine Sprache, um seinen Mitgeschöpfen Namen zu geben, nicht um sich über sie lustig zu machen. Seit Adams und Evas Fall wissen wir aber, dass wir keine Heiligen sind. Uns zieht das Verbotene an. Leider. Daran erinnert der Text mit seinen drastischen Worten, die so gar nicht in eine Werbebroschüre für uns Christen passen wollen. Wir sollen sie hören, aber wir müssen sie nicht überbewerten, denn sie sind nicht Gottes letztes Wort. Gott setzte uns nicht dauerhaft vor die Tür. Die fristlose Kündigung des Gartens Eden ist in Jesus Christus aufgehoben. Gott will bei uns wohnen und mit uns leben, trotz unserer Schwächen. Seine Hausordnung besteht nicht aus Verboten, sondern aus wichtigen Zusagen. Gott liebt die Sünder.
In Gottes Haus, auf dieser Erde, sind wir nicht nur geduldete Untermieter, sondern "Kinder des Lichts". Wir dürfen lieben, gestalten, bewahren, schöpferisch tätig sein, denn unser Christenhaus soll hell und einladend sein. Wer sich vom Geist dieser "Wohngemeinschaft" anstecken lässt, der ist nicht länger ein glanzloses Geschöpf, sondern ein Mensch mit Ausstrahlung ein Kind des Lichts.