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Bei einer Radtour durch den Taunus fuhr ich an drei verschiedenen Schildern vorbei, auf denen "Academy" stand. Hä? Ich kannte Kronberg, Oberursel und Mammolshain bislang nur aus Nele-Neuhaus-Krimis. Da geht’s immer um viel Geld und gemeingefährliche Kindermörder. Der Taunus als Hochburg akademischer Bildung?
Ursula Ott
Zu Hause guckte ich nach. Die eine Academy ist eine Fahrschule. Die zweite ein Institut zur Förderung außergewöhnlicher Musiktalente – okay, die lassen wir durchgehen. Die dritte Academy bietet Grillkurse an. Seinen Abschluss als Grillmeister erwirbt man, indem man ein Semester lang den Deckellüfter öffnet, die glühenden Briketts über den Holzkohlerost verteilt und das Grillgut gleichmäßig verteilt.
Eine Academy oder auch eine Akademie kann jeder aufmachen, der Begriff ist gesetzlich nicht geschützt. Klingt aber wichtig. Nach Wissenschaft und Kunst, nach griechischer Antike – "Akademeia" bezeichnet eine "gelehrte Gesellschaft", die älteste Akademie war das von Ptolemaios II. geschaffene Museum in Alexandria. Das muss man nicht wissen, ich habe es von Wikipedia – aber ich merke: Wenn ich beim Vorbeiradeln nur gelesen hätte: "So grillen Sie Schweinekoteletts" – es wäre mir nicht aufgefallen.
Vorfahrtsregeln und Anfahren am Berg übt man in einer Fahrschule
Viele Berufe erleben eine echte Akademisierung. Hebammen, Erzieherinnen, Physiotherapeuten – sie alle sollen jetzt studieren. Wie sinnvoll das ist, wäre eine Debatte an anderer Stelle wert. Aber Vorfahrtsregeln und Anfahren am Berg übt man in einer Fahrschule. Punkt. Und Haare schneiden in der Berufsschule. All diese Friseur-, Fahr- und sonstigen Academys sind Wichtigtuerei. Und übrigens ein sehr westdeutsches Phänomen.
Neulich bin ich in Brandenburg geradelt, rund um den wunderschönen Ort Zechlin, da war nichts mit albernen Anglizismen. So viele Dinge sind noch anders im Westen und im Osten. Ich bin sehr froh, dass meine Kolleginnen Anne Buhrfeind bzw. Dorothea Heintze (chrismon) und Dominique Bielmeier ("Sächsische Zeitung") ihren Ost-West-Blog wieder aufgenommen haben. Lernste was. Nu.
Ihre Glosse "academy"
……..hat mich sehr amüsiert,
sehr verehrte Frau Ott,
habe dazu gleich noch ein schönes Beispiel parat: recherchieren Sie bitte einmal, wieviel „Deutsche Gesellschaft für ……..“ es gibt.
Hört sich doch meist auch sehr wichtig und vor allem seriös an, in Wirklichkeit m.E. auch viel aufgeblasene Banalität. Wissen Sie was? Ich gründe nun die „Deutsche Gesellschaft für Angewandte Penetranz“ und mache mich selbst zum Geschäftsführer, dann bin ich endlich einmal Geschäftsführer und habe was für’s Leben (frei nach Loriot’s Jodelkurs-Sketch). In diesem Sinne weiterhin viel Erfolg mit Ihrem lesenswerten Magazin mit besten Grüßen von
Albrecht Korff
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