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Mit Gesichtsschleier im Schulunterricht? Das hat ein bayerisches Gericht verboten. Recht so?
Irmgard SchwaetzerJulia Baumgart
26.05.2014

An den Anblick junger Frauen mit eleganten, modischen Tüchern, die die Haare bedecken, haben wir uns fast schon  gewöhnt. Aber manchmal sehen wir Frauen, die auch ihr Gesicht bedecken. Bilder von Frauen aus Afghanistan oder Saudi-Arabien fallen uns ein. Ist dieser Schleier nicht wie ein Gefängnis aus Tuch? Passt ­er in unsere aufgeklärte Welt?

Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof hat jetzt juristische Grenzen gesetzt: Eine junge Frau, die in einem Berufsvorbereitungskurs den Niqab, den Gesichtsschleier, der nur die Augen freilässt, tragen wollte, wurde nicht zum Unterricht zugelassen. Das Tragen von Gesichtsschleiern dürfe muslimischen Schülerinnen an bay­erischen Schulen verboten werden, weil das verhüllte Gesicht eine ungehinderte Kommunikation unmöglich mache, sagt das Gericht. Damit könne der Staat seinem Bildungsauftrag nicht mehr oder nur unzureichend nachkommen. Das Recht auf freie Religionsausübung werde durch das Verbot nicht in unzulässiger Weise begrenzt.

Recht so, ist eine erste Reaktion. Gerade im Schulunterricht! Was geht uns sonst noch durch den Kopf? Zum Beispiel: Frauen mit Gesichtsschleier passen nicht zu uns. Zweifellos wirken die schwarzen Schleier fremd. Aber ist das ein Argument? In unserem freien Land hat jeder das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit, auf freie Religionsausübung. Ein generelles Kleiderverbot oder -gebot ist nicht vorgesehen.

Wurden die Frauen gezwungen, einen Schleier zu tragen?

Manche kritisieren: Diese Frauen hätten das doch selbst gar nicht entscheiden können, sie seien gezwungen worden. Aber: Jeder jungen Frau in Deutschland, die aus dem europäisch kulturellen Kontext stammt, trauen wir diese Selbstbestimmung zu. Auch junge evangelische Christen werden mit ihrer Konfirmation im Alter von 14 Jahren religionsmündig, können also in religiösen Angelegen­heiten ab diesem Zeitpunkt selbst bestimmen. Warum aber trauen wir einer jungen Frau, die in Deutschland aufgewachsen ist und einen Gesichtsschleier tragen möchte, diese Mündigkeit nicht zu?

Oft höre ich, das sei doch alles nur quasireligiös, nur als Zeichen der Abgrenzung von der deutschen Gesellschaft gemeint. Können wir uns da so sicher sein? Und plötzlich werden viele, die sich über das zweifellos Fremde aufregen, zu detaillierten Kennern des Islam, der die Verschleierung doch gar nicht vorschreibe. In der Tat besteht unter muslimischen Gelehrten weitgehend Konsens, dass Gesicht und Hände einer Frau unbedeckt bleiben dürfen, nicht müssen. Gern wird übersehen, dass es sich um eine sehr ­kleine Minderheit von Frauen handelt, die in Deutschland den Gesichtsschleier trägt – Einzelfälle, die nicht für Grundsatz­­urteile und kulturelle Abwehrhaltungen instrumentalisiert werden dürfen. Die Entscheidung darüber, was zur Tradition einer Glaubensgemeinschaft gehört, liegt ohnehin bei dieser Gemeinschaft selbst.

Wie gehen religiöse Identität und der Wunsch nach Integration in die Gesellschaft zusammen? Reden möchte ich darüber mit den verschleierten Frauen, auch über ihre Ängste und Hoffnungen, ihre Lebensvorstellungen, Ziele und Pläne. Unsere Haltung für ein solches Gespräch wird vom Apostel Paulus selbst beschrieben, im Brief an die Gemeinden in Galatien: „Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung.“ (Galater 5,22–23a) Wer sich so seinem Mitmenschen, dem Nächsten und dem vermeintlich Fremden zuwendet, kann dabei vielleicht überraschende und unerwartete Entdeckungen machen.

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Neben den vielen richtigen Einwendungen, die aus prinzipiellen und praktischen Gründen gegen Verschleierung hier vorgebracht wurden und die Frau Schwaetzers Meinung als Populismus entlarven, sollte man noch einen Schritt weiter zurückgehen. Der Islam ist keine Religion nach westlichen Verständnis, sondern eine politische Ideologie, an die man grundsätzlich andere Maßstäbe anlegen sollte.

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Der Islam ist wie das Christentum und das Judentum eine monotheistische Religion und wird zu den abrahamitischen Religionen gezählt. Der Islam hat etwa 1,5 Milliarden Anhänger, das Christentum 2,1 Milliarden. Es gibt viele Versuche zu definieren, was eine Religion ist. Der Brockhaus schreibt: „dass Religion als ein existenz- und situationsbezogenes Phänomen erscheint, als eine spezifische Funktion des Menschseins, die es außerhalb der Welt des Menschen nicht gibt.“ Das ist kein spezifischer Kriterienkatalog. Der Islam entspricht sehr wohl dieser Definition. Es gibt politische Strömungen, die dem Islam den Religionscharakter absprechen wollen. Damit werden politische Ziele verfolgt. Auch wenn es Länder gibt, die Christen verfolgen und ihnen die Ausübung ihrer Religion verweigern, ist es in keiner Weise akzeptabel, wenn in einem christlich geprägten Land wie Deutschland unter dem Vorwand , der Islam sei keine Religion, Muslimen die Ausübung ihrer Religion verweigert würde. Es ist Ideologie, dem Islam den Regligionscharakter abzusprechen.

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In diesem Kommentar tauchen wieder verwirrende Behauptungen zum Thema Religionsfreiheit auf. Die vom Grundgesetz geschützte Bekenntnisfreiheit ist aber kein Recht, mittels dessen sich politisch-juristische Unterstützung beim Vorhaben Islamisierung einklagen ließe.

Mehr Informationen zu Fragen der Vereinbarkeit des Islams mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik:
Prof. Karl Albrecht Schachtschneider, Vortrag "Religionsfreiheit für den Islam?"
https://www.youtube.com/watch?v=Vl3Ju9Vd3x8
Publikation "Grenzen der Religionsfreiheit am Beispiel des Islam"
http://www.kaschachtschneider.de/component/content/article/2-aktuelles/23-verfassungswidrigkeit-islamischer-religionsausuebung-in-deutschland.html

Dr. Bill Warner, Direktor des Instituts zur Erforschung des politischen Islams (politicalislam.com) dazu, warum der Gesichtsschleier als (politisches) Diskriminierungsmerkmal aufgefasst werden sollte:
http://www.politicalislam.com/the-political-side-of-the-hijab/

Aureliana verlinkte am 5. November 2014 um 12:23 auf http://www.kaschachtschneider.de/component/content/article/2-aktuelles/23-verfassungswidrigkeit-islamischer-religionsausuebung-in-deutschland.html
Zwei Zitate daraus: "Der Islam ist mit der freiheitlichen demokratischen Grundordnung unvereinbar." "Widerstand gegen Verfassungsfeinde ist sittliche Pflicht jedes Bürgers." Also ist es sittliche Pflicht jedes guten Deutschen, gegen die Moslems vorzugehen. Dazu muss man sie zuerst kenntlich machen. Während die Muslima das Hotelzimmer putzt, ist sie sowieso alleine. Aber später auf der Straße? Ist es nicht demokratische Widerstandspflicht, sie zum Tragen eines Erkennungszeichens zu zwingen? Einen Halbmond vielleicht? Als nächstes dann der Aufruf: "Deutsche, kauft nicht bei Moslems!".________________________

Wer übrigens nach dem Lesen der Zitate als Autor irgendeinen Stammtischbruder nach der fünften Maß Bier vermutet, irrt. Es handelt sich um Herrn Prof. Dr. Karl Albrecht Schachtschneider, bis 2005 Professor für Öffentliches Recht an der Universität Erlangen-Nürnberg. Die Hetze gegen die Moslems als Absurdität verwirrter Individuen anzusehen, wäre eine gefährliche Unterschätzung dessen, was hier tatsächlich läuft.

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Eine Gastfreundschaft kann nicht soweit gehen, dass der Gastgeber sich selbst verleugnen und seine Gesetze den Gästen anzupassen hat. Die Gäste haben sich so zu verhalten, dass sie die Gesetze des Gastlandes in vollem Umfang respektieren. Wer in Saudiarabien keinen Schleicher tragen will, muß draußen bleiben. Bei uns gelten die Menschen- und nicht die Religionsrechte, oder was man andernorts dafür hält. Und was dann bei uns so unendlich verquer unter Toleranz verstanden wird, ist schon seltsam. Was ist was?
Wahre Toleranz ist Anteilnahme am Anderen, der anders ist als ich. Entscheidend ist der Grad der Anteilnahme. Nach diesem Maßstab beurteilt, ist der größte Teil der angeblichen Toleranz pure Gleichgültigkeit bzw. Ignoranz.
Wenn ich nur deshalb jemand toleriere, bzw. notgedrungen akzeptiere, weil er mir gleichgültig, oder reicher, oder besser ist als ich, hat das mit Toleranz absolut nichts zu tun. Was ist denn, wenn man Intolerante akzeptiert, ist man dann auch tolerant, oder einfach nur gefährlich dumm?

Damit hat sich der Begriff Toleranz ins Gegenteil verkehrt und wird zum puren Egoismus, weil man den Anderen nur so lange akzeptiert, wie er die eigenen Kreise und Befindlichkeiten nicht stört.

Sind es 97 oder gar 99,9%, die deshalb widerwärtig den Begriff Toleranz für sich beanspruchen?

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Es ist schade, dass nicht jeder Kommentator von chrismom dazu in der Lage ist, zwischen der subjektiven Beobachtung des Verhaltens einzelner Individuen und verallgemeinerbaren Analysen des politisch-religiösen Totalitarismus Islam zu unterscheiden.
Die Beschäftigung mit den politischen Forderungen des Islam gegenüber Nichtmuslimen sowie ihren Kulturen und Staaten (Entrechtung, Demütigung, Beschädigung, Täuschung, Vernichtung) ist berechtigt und entspringt nicht selten einer Diagnose der Bedrohung.
Die am stärksten verfolgte Religionsgruppe weltweit sind nicht die Moslems in westlichen Staaten, sondern Christen. Organisationen wie Open Doors beziffern deren Zahl auf 100 Millionen, die am stärksten diskriminierenden und verfolgenden Staaten sind mehrheitlich islamisch. Der Vatikan beziffert die Anzahl wegen ihres Glaubens getöteter Christen weltweit auf 100.000.

Informationen
http://www.thereligionofpeace.com/Pages/ChristianAttacks.htm
http://www.islam-watch.org/HistoryOfJihad/index.html
http://www.christenverfolgung.org/100000-christen-jaehrlich-getoetet.html
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/reportagen/dossier-christenverfolgung-der-exodus-1597654.html

Veneranda (nach Aureliana und Basilia hatte ich Cleopatra erwartet) schrieb am 8. November 2014 um 9:21: "Die Beschäftigung mit den politischen Forderungen des Islam ..... ist berechtigt." Dann beschäftigen Sie sich doch mal damit! Dann kämen Sie nämlich dahinter, dass der IS Ernst macht mit der Vorstellung, der Mensch habe seine Bestimmung in seiner Sittlichkeit und die gründe in Gott. Diese Vorstellung teilt hierzulande nahezu jeder Redakteur der christlichen Publizistik, jeder Pfarrer und der Papst weiß sie regelmäßig besonders schön auszudrücken. Hiesige Stammesführer und Stammesführerinnen, die eher amerikanische Präsidenten oder deutsche Bundeskanzlerinnen genannt werden, bedienen sich zur Verteidigung dieses höchsten Wertes ihrer fix und fertigen Gewaltapparate und lassen deswegen den Irak, Afghanistan und Libyen bombardieren. Der IS will es auch zu so einer Machtfülle bringen und muss deswegen zunächst alle diejenigen in seinem Machtbereich köpfen, die den falschen Klingelton auf ihrem Handy gespeichert haben.___________________________________

Zitat: "Die am stärksten verfolgte Religionsgruppe weltweit sind nicht die Moslems in westlichen Staaten, sondern Christen." Also müssen Ihrer Logik nach die Christen mit der Moslemverfolgung etwas Dampf machen, damit zumindest ein Unentschieden, besser noch ein christlicher Sieg in der edlen Verfolgungsdisziplin herausspringt. Dafür versuchen Sie wacker die gedanklichen Grundlagen auf Trab zu halten._______________________

Zitat: "Islam und Dschihad sind zwei Seiten einer Medaille". Nein, diese Münze haben Sie erfunden. Dschihad ist praktizierter Glaube. Der Islam ist eine Form des Glaubens, das Christentum ist ebenfalls eine Form des Glaubens. Wie christlicher Glaube im Mittelalter und heute praktiziert wurde und wird, können Sie an aktuellen Leichenbergen und denen der Geschichtsbücher erkennen.

Ja, selbst das Schreckliche ist ein Ideal des Bösen. Soweit sollte Jeder folgen können. Schließlich gibt es ja auch den idealen Torschuß, der den Verlierer absteigen läßt. Zwar banal, aber soweit wollen sich die Meisten nicht herunterlassen. Wir haben Menschenrechte und soziale Werte, die nicht so zwingend, wie im Islam, an eine Religion gebunden sind und dort je nach Belieben interpretiert werden können. Werte, von denen wir glauben, dass sie weltweit über alle politischen und religiösen Grenzen hinweg Gültigkeit haben sollten. Dass diese Werte auch die Schattenseiten unserer Zivilisation und der Macht stützen, dass sie auch bei uns von den Mächtigen mißbraucht wurden und werden, nehmen wir mangels einer pragmatischen Alternative hin. Als Korrektiv haben wir dann ja immer noch die Demokratie mit ihren Werten. Melde sich, wer was Besseres weis.

Deshalb gilt:
Ideale und Idealisten sind Kraft und Motor einer freien Gesellschaft,
aber auch Droge und Werkzeug ihrer Verführer

Ockenga schrieb am 11. November 2014 um 17:33: "Melde sich, wer was Besseres weis." Ich melde mich als Freiwilliger, wobei ich allerdings nichts Besseres weiß. Das würde nämlich voraussetzen, dass etwas Gutes bereits genannt worden wäre. Nein, das Lob der Werte nützt der Herrschaft, nicht denen, die die Herrschaft zu beglücken vorgibt. Was ist falsch am Lob der Werte? Ich werde "Droge und Werkzeug ihrer Verführer" benutzen, also mit Hilfe der Diskussionsdroge und dem Argument als Werkzeug Kritik an der Wertschätzung der Werte betreiben.____________________________ Zitat.: "Werte, von denen wir glauben, dass sie weltweit über alle politischen und religiösen Grenzen hinweg Gültigkeit haben sollten." Ich gehöre nicht zu den Fans der Werte und erst recht nicht zu denen, die diese Werte exportieren möchten. Was tatsächlich Gültigkeit hat, ist die staatliche Gewalt und die sie unterstützende Ideologie. Wer den modernen, also demokratischen Staaten unterstellt, sie seien in die Welt gekommen, um Werte wie Menschenrechte, Gerechtigkeit, Würde und was sich sonst noch alles im Wertehimmel tummelt, zu befördern, übernimmt schlichtweg die Propaganda für diese Herrschaftsform. Wer diesen Fehler macht, kann sich dann seine Enttäuschung über das, was sich wirklich abspielt, auch immer nur erklären als Abweichung vom Ideal. Schattenseiten und Missbrauch sind dann die hilflosen Vokabeln.______________________________ Nein, ich empfehle dringend, anders vorzugehen. Zur Kenntnis nehmen, was Staaten machen. Dann überlegen, warum sie machen, was sie machen. Dann klären, wer davon welchen Schaden und wer welchen Nutzen hat. Und schließlich erkennen, dass die gängigen Vorwürfe, dieses oder jenes sei aber ein Verstoß gegen die Menschenrechte, ungerecht, würdeverletzend oder undemokratisch genau das Gegenteil von Kritik sind. Es ist die Bekräftigung der grundlos guten Meinung über Menschenrechte, Gerechtigkeit, Würde und Demokratie.___________________________________________ Das gab es beim Rechtsvorgänger der Bundesrepublik Deutschland genau so. Es hieß damals: "Wenn das der Führer wüsste!". Man fragte sich nicht, was macht der Führer, seine Partei und sein ihn mehrheitlich liebendes deutsches Volk, warum machen sie das und zu wessen Nutzen und Schaden ist das. Nein, der Führer war in Ordnung und wenn dann etwas doch unangenehm auffiel, dann konnte es nur daran liegen, dass der Führer es eben nicht wusste. Denselben Fehler macht heute, wer die Werte hochhält und das, was ihm sauer aufstößt, als Werteverstoß ansieht.

Antwort auf von Iwan der Schre… (nicht registriert)

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Zitat Ockenga: "Melde sich, wer was Besseres weis."

Damit war nicht gemeint, dass wir mit dem was ist das absolut Gute erreicht haben.

Zita Iwan: "Nein, das Lob der Werte nützt der Herrschaft, nicht denen, die die Herrschaft zu beglücken vorgibt".

Kann es auch so sein, dass es auch die Herrschaft der Beglückten (Wahlbeteiligungen!) ist, deren Teil größer sein könnte?

Zitat Iwan: "..ich gehöre nicht zu den Fans der Werte".

Aber die eigenen Werte sollen doch sicher von Anderen nicht infrage gestellt werden. Hat vielleicht der, der kein Fan der eigenen Werte ist, überhaupt keine? Das kann doch wohl Iwan nicht gemeint haben.

Zitat Iwan: "Was tatsächlich Gültigkeit hat, ist die staatliche Gewalt und die sie unterstützende Ideologie".

Soweit so gut oder schlecht. Daraus folgt, dass jedwede politische und religiöse Ideologie (die sich nicht nur mit dem Jenseits befasst) mit dem ihr zwangsläufig verbundenen Absolutheitsanspruch höchst gefährlich ist. Ideologie ist nahezu immer intolerant und damit diktatorisch. Selbst die Ideologie der absoluten persönlichen Freiheit bedeutet letztlich die Macht des Stärkeren über den Scwachen.

Zitat Iwan: "Wer den modernen, also demokratischen Staaten unterstellt, sie seien in die Welt gekommen, um Werte wie Menschenrechte, Gerechtigkeit, Würde und was sich sonst noch alles im Wertehimmel tummelt, zu befördern...".

Diese Staaten bzw. Gesellschaftsformen sind in die Welt gekommen, weil ihre Vorgänger versagt haben. Erst dann kam von Franzosen und Amerikanern die Vision in die Welt, dass auch andere Völker zwingend (Kriege!) davon Gebrauch machen müssen.

Zitat Iwan: "...ich empfehle dringend, anders vorzugehen. Zur Kenntnis nehmen, was Staaten machen. Dann überlegen, warum sie machen, was sie machen. Dann klären, wer davon welchen Schaden und wer welchen Nutzen hat".

Zu diesem Procedere gehören Werte und Maßstäbe, die von Allen anerkannt werden. Fehlt die Voraussetzung, kann es keinen Konsens und keinen Anspruch auf Umsetzung geben. Und wenn nicht? Dann sind wir wieder dort, wo angefangen wurde.

Antwort auf von Ockenga (nicht registriert)

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[...] von der Redaktion bearbeitet. Danke für den Hinweis.

Ockenga schrieb am 16. November 2014 um 12:23: "Zu diesem Procedere gehören Werte und Maßstäbe, die von Allen anerkannt werden." Genau das verlangt der Islamische Staat. Werte und Maßstäbe, die von allen anerkannt werden. Vorneweg der wahre Glaube an den wahren und einen Gott, herunterbuchstabiert bis zur richtigen Barttracht. Wer die Anerkennung der Werte und Maßstäbe verweigert, wird einen Kopf kürzer gemacht. Hierzulande ist das nicht anders. Da wird man zwar nicht geköpft für einen falschen Bartwuchs, der ist den Machthabern egal. Die Anerkennung der Werte (Menschenrechte, Demokratie, Freiheit usw.) wird aber genau so unerbittlich gefordert. Wer zu Recht oder Unrecht im Verdacht der Missachtung dieser Werte steht, landet im Knast, auf dem elektrischen Stuhl oder ist ein heißer Kandidat dafür, die freiheitlichen Bomben und Raketen übergebraten zu bekommen._______________________
Zitat: "Diese Staaten bzw. Gesellschaftsformen sind in die Welt gekommen, weil ihre Vorgänger versagt haben." Keineswegs. Der absolutistische französische Staat hat nicht versagt. Der hat wacker Abgaben verlangt. Insassen dieses Staates, mehrheitlich Handel und Gewerbe treibende Bürger, aber auch Bauern und andere, haben jedoch ihre eigenen Interessen nicht mehr den anerkannten Werten opfern wollen und haben den alltäglichen Gehorsam aufgekündigt. Das nennt man eine Revolution. Die ist unter der freiheitlich demokratischen Ordnung strengstens verboten. Auch jede gedankliche, geschweige denn praktische Vorbereitung dazu, wird rigoros unterbunden. Und bitte eine Revolution nicht verwechseln mit lautstarken Bürgern, die mit dem Slogan "Wir sind das Volk" nichts anderes meinten, als sich der schon sehnsüchtig wartenden Westherrschaft mit Karacho in die Arme zu schmeißen._____________________________
Zitat: "Hat vielleicht der, der kein Fan der eigenen Werte ist, überhaupt keine? Das kann doch wohl Iwan nicht gemeint haben." Doch, genau das habe ich gemeint. Jeder Mensch hat Interessen. Die zu verfolgen ist von höchst unterschiedlichem Erfolg gekrönt. Die Pflege der Werte dient dazu, dass bestimmte Interessen sich prächtig durchsetzen, wogegen andere Interessen regelmäßig untergebügelt werden. Das ist nicht nur im Islamischen Staat so, sondern auch in der BRD des Jahres 2014. Und sowohl im Kalifat wie auch in der entwickelten Demokratie kommt es darauf an, diejenigen, die tagein, tagaus durch die Röhre gucken, ganz besonders feste auf die allgemein anerkannten Werte zu verpflichten. In beiden Fällen offenbar mit vollem Erfolg.

Antwort auf von Iwan der Schre… (nicht registriert)

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Redaktion schrieb: " von der Redaktion bearbeitet. Danke für den Hinweis." Einen dreifach donnernden Dank für die schnelle Behebung des Problems! Da ein Dankgebet der rechte Ort für weiteres Bitten ist: Könnte sich jemand mal des Problems annehmen, eine Leerzeile zwischen Absätzen in den Kommentaren einfügen zu können. Das geht nämlich nicht und ergibt bei längeren Beiträgen äußerst leseunfreundliche, optisch unstrukturierte Wortmassen. Oder man versucht sich wie ich zu behelfen mit diesen albernen aneinandergefügten Unterstrichen oder ähnlichen Krücken. Danke im Voraus!

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Viele Grüße