Tillmann Franzen
Warum der Respekt gegenüber anderen Religionen ein zentrales evangelisches Anliegen ist. Und immer wieder Kraft kostet
Foto: Tillmann Franzen
19.09.2013

Toleranz ist uns Menschen nicht in die Wiege gelegt. Auch nicht den Kirchen und Glaubensgemeinschaften. Die christlichen Kirchen haben eine lange Geschichte der Intoleranz hinter sich. Martin Luther wird wohl niemand als Vorbild für Toleranz zitieren. Zwar klingt der reformatorische Grundgedanke, dass es in Gewissens- und Glaubensfragen keine Gewalt geben dürfe, nach einem modernen Toleranzverständnis. Und Luthers 1523 publizierte Schrift „Dass Jesus Christus ein geborener Jude sei“ hätte Hoffnung auf ein engeres Miteinander von Christen und Juden nähren können. Die Realität des Reformationszeitalters sah jedoch anders aus.

Der Streit um religiöse und konfessionelle Wahrheiten entwickelte eine Härte, die uns heute – Gott sei Dank! – fremd und unfassbar erscheint. Sowohl Martin Luthers antijudaistische Schrift „Von den Juden und ihren Lügen“ aus dem Jahr 1543 als auch seine radikale Haltung zur Täuferbewegung belegen eine Intoleranz, die auch zur Gewalt führte.  

Toleranz ist anstrengend und tut zuweilen weh

Die Lerngeschichte unserer christlichen Kirchen ist nicht abgeschlossen. Zur Vorbereitung des Reformationsjubiläums 2017 – Martin Luthers Thesenanschlag jährt sich dann zum 500. Mal – machen wir uns diese dunklen Schatten unserer kirchlichen Tradition bewusst. Wir tun dies im Wissen um die Fehlbarkeit und Schuldverstrickung aller Menschen, auch unserer Reformatoren. Als Christen und als Kirchen haben wir aber die begründete Hoffnung: „Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren“ (Römerbrief, Kapitel 5).

Unterscheiden wir mutig genug Toleranz von Beliebigkeit, Desinteresse und einem gleichgültigen Gewährenlassen? Toleranz ist anstrengend und tut zuweilen weh. Denn sie verlangt, Fremdes auszuhalten und Eigenes infrage stellen zu lassen. Bei der heute notwendigen Toleranz geht es nicht um ein gleichgültiges und passives Dulden, sondern um einen aktiven Respekt, der auf Gemeinschaftsgerechtigkeit zielt, und das ist etwas anderes als das ­Eigeninteresse der Einzelnen. Aber es geht auch darum, Grenzen zu benennen: Was muss, was kann in einer demokratischen Gesellschaft respektiert werden?

Dazu behört selbstbewusstes Vertrauen in eigene Glaubensüberzeugungen

Notwendig ist heute eine „Respekt-­Toleranz“. Es gilt, andere Positionen neben den eigenen zuzulassen und – wenn in ihnen Menschenwürde und Menschenrechte aller gewahrt sind – auch zu respektieren. Solche Respekt-Toleranz setzt drei moderne Kardinaltugenden voraus: selbstbewusstes Vertrauen in eigene Glaubensüberzeugungen, Demut gegenüber den eigenen Wahrheitserkenntnissen und Achtung gegenüber anderen Überzeugungen und Erkenntnissen, solange diese die Menschenwürde nicht infrage stellen.

Vielleicht ist für viele Christen das selbstbewusste Vertrauen in die eigenen Glaubensüberzeugungen die größte Herausforderung. Wir sind unseres eigenen Glaubens nicht mehr gewiss. Wir kennen unsere Kirche und unsere Glaubensüberzeugungen oft viel zu wenig und sind daher kein selbstbewusster Partner im Dialog der Religionen. Die Kenntnisse der eigenen Traditionen, die Fähigkeit, ethische Positionen aus unserem Glauben heraus zu begründen – das sind Voraussetzungen  für eine aktive religiöse Toleranz. 500 Jahre Reformation sind eine Ein­ladung an alle, die Lerngeschichte der Toleranz gemeinsam fortzuschreiben.

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Wie lange sind noch solch ungläubige Heiden an der Spitze der EKD ???
Jesus hat stets die Menschen zur Umkehr aufgerufen und ER JESUS ist der ALLEINIGE Weg in den Himmel und ohne Jesus geht man verloren.

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Toleranz

Fange mal beim Schlusswort an--warum sind wir uns unseres Glaubens nicht mehr gewiss?
Weil es in dieser Kirche kaum noch Gemeinden gibt die Bibelstunden anbieten-
regelmäßiges Bibelstudium muss man mit der Lupe suchen--
weil in dieser Kirche die Bibel beliebig hin und her gedeutet wird--
siehe Familienpapier--was hat dieser Genderunfug in der Kirche zu suchen?
Gott schuf sie als Mann und Frau..Punkt
Der Präses sollte lieber die Bibel lesen anstatt uns mit so Wortschöpfungen wie Respekt-Toleranz zu beglücken

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"Toleranz ist die letzte Tugend einer untergehenden Gesellschaft." Aristoteles

Herr Schneider nimmt seine Aufgabe als Hüter seiner Schäfchen wirklich ernst. Er lullt sie im Sinne der derzeit herrschenden Staatsräson ein. Er positioniert die evangelische Kirche als einen Verein ohne Werte, ohne eine Kultur für die es sich einzutreten lohnt. Wo er konkret werden sollte und die Grenzen der Toleranz von einem Oberhirten benannt werden sollen, da bleibt er die Antwort schuldig. Die Grenze ist bei ihm aber noch nicht erreicht, wenn evangelische Kirchen, wie in Hannover- Garbsen, angezündet werden. Eine Äußerung, eine Positionierung zu diesem ungeheuerlichen Vorgang vermisst man von diesem Menschen, der somit offensichtlich nicht genügend Rückrat für sein Amt hat. Da ist mir Luther der eine kräftige Meinung in seiner Zeit vertreten hat, deutlich lieber. Von Nikolaus Schneider werden wir in 500 Jahren wohl nicht mehr reden. Denn er hat nichts geleistet und er leistet sich nichts, noch nicht mal eine eigene Meinung. Die Krise der evangelischen Kirche wird mit solchen Personen nicht zu bewältigen sein. Nichtsagende, meinungslose Verwalter waren noch nie in der Lage, Menschen für eine Sache zu begeistern.

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Ich kese immer nur Toleranz aber ich lese nichts von Gott. Wie sollen wir zu einer selbstbewußten Glaubensüberzeugung finden, wenn wir diese Überzeugung nicht wirklich leben und pflegen sondern Kirche nur noch als Raum empfinden, nicht unbedingtum wirklich gutes zu tun jedoch um 'gut' zu sein?

Sehr geehrter Herr Schneider,

zwischen den Zeilen wird erkennbar, für wen oder was Sie eine so genannte "Respekt-Toleranz" einfordern. In meiner vorangegangenen Mail an Sie habe ich dargelegt, was ich von einer Anbiederung an die satanische Ideologie Islam halte und habe meine Meinung und meinen Standpunkt durch (u. a. historische) Fakten detailliert untermauert.
Daß Sie gegen klare Fakten und auch durch tagesaktuelle Geschehnisse (Massaker in einem kenianischen Einkaufszentrum durch die "Friedensaktivisten" des falschen Propheten und ihres Mondgötzen) offenbar vollkommen resistent sind, zeigt überdeutlich, wohin die so genannten "christlichen" Kirchen Deutschlands steuern.
Wieder einmal (exakt nach 80 Jahren) paktieren Sie mit den satanischen Kräften, von denen Sie sich durch Anbiederung vielleicht Schonung erhoffen ...? Eine friedliche Ko-Existenz zwischen Christentum und Islam ist definitiv nicht möglich (lesen Sie das Haßbuch=Koran!).

Es gibt ein schönes Sprichwort: "Wer ein Krokodil füttert, der hofft darauf als Letzter gefressen zu werden."
Die beiden großen Kirchen in Deutschland stehen am Rande der Bedeutungslosigkeit. Es gibt dafür mehrere Ursachen. Die wichtigste und traurigste Ursache ist: die Kirche hat kaum mehr etwas mit der Lehre Jesu zu tun. Der andere Grund, der damit zusammenhängt ist der, daß Kirche b e l i e b i g geworden ist. Ebenfalls nach einem Motto: "Wer für alle Seiten offen ist, ist manchmal nicht ganz dicht."
Mögen Sie zur Einsicht gelangen.
Dafür Gottes Segen.
Mit freundlichen Grüßen

Thomas Dietz

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Toleranz ist immer gut, kann aber niemals eine Einbahnstraße sein. Vielleicht kann man ja etwas Toleranz als Vorschuss geben. Wenn aber nichts zurück kommt, muss man sich auch auf eigene Werte besinnen. Und jetzt dem Reformator Luther vorzuwerfen, dass er Schriften gegen Juden verfasst hat, wird dann unsinnig, wenn man heutige Maßstäbe anlegt.

Wie ein höheres Mitglied der evangelischen Kirche wissen sollte, war Luther der Überzeugung, dass mit der Reformation, Juden keinen Grund mehr hätten, sich der christlichen Kirche zu verweigern. Und natürlich muss man auch unbedingt den Zeitgeist berücksichtigen.

Wenn die evangelische Kirche jedoch noch mehr Mitglieder in den Atheismus, Agnostizismus oder zu den Katholiken treiben will, nur weiter so. Und vielleicht sollte man sich einer Religion wie dem Islam anbiedern, deren Gründer Kriege geführt hat und Eroberungsfeldzüge, Morde inbegriffen.

Übrigens, wer fordert eigentlich Toleranz von der evangelische Kirche, doch wohl nur die Moslems. Und es wird immer weiter gefordert, egal wie viel gegeben wird. Und wo waren die evangelische Kirche und deren Mitglieder eigentlich in den letzten Jahren intolerant? Doch wohl nur gegenüber den eigenen Mitgliedern aber niemals gegenüber anderen Religionen.

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Ich muss als Protestant Protest einlegen. Wer weltweit Kirchen (Garbsen, Kairo usw.) anzündet, respektiert die Christen nicht. Ich habe bis heute keine öffentliche Solidarität von den Religionsvertretern zu dieser Christen jagd gehört. Wenn Sie als EKD, dies hinnehmen verliere ich den Glauben an die EKD und erwäge den Austritt meiner Familie aus der Kirche, die nicht mehr meine ist. Mein Opa, als langjähriger Kirchendiener, würde heute das selbe tun. Keine Werte, keine eigene Standpunkte nur noch ein um die Wette heucheln, ich ertrage diese Selbsthäutung bis aufs Fleisch nicht mehr!
Wenn die Kirche Meinungsvielfalt akzeptiert, wird dieser Kommentar sichtbar werden, anderenfalls habe ich Angst um unser Land.

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Fehlendes Rückgrat in Kombination mit grenzenloser Toleranz für konkurrierende oder gar feindliche Ideologien, das ist der Tod der Evangelischen Kirche.

Die EKD-Spitze erweckt den Eindruck, dass ihr der links-grüne Zeitgeist wichtiger als das Evangelium ist und dass ihr Toleranz gegenüber dem Islam wichtiger ist, als die verfolgten Christen in der islamischen Welt.

Ich kann ihnen versichern, Herr Schneider, dass dieses Verhalten von orientalischen Christen als Verrat angesehen wird.

Bei ihrem derzeitigen Auftreten kommt die EKD nicht für eine ernsthafte Ökumene in Frage. Aus Sicht der katholischen und orthodoxen Kirchen entwickelt sich die EKD mehr und mehr zu einer Sekte, die Zeitgeist statt Evangelium verkündet.

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... kann es nicht geben. Jesus sagt: ICH bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich. Diese Wahrheit unseren andersgläubigen Mitmenschen vorzuenthalten, ist versagt Nächstenliebe. Wir Christen haben die Aufgabe, die frohe Botschaft vom allein-erlösenden Opfertod Jesus in die Welt zu tragen. Jesus und erst recht die von ihm berufenen Apostel lebten und wirkten in der multikulturellen, multireligiösen antiken Welt und haben uns keineswegs gelehrt, dass die „Respektierung“ anderer Götter oder Religionen eine Möglichkeit sei, das Reich Gottes herbei zu führen. Schade, dass der oberste Repräsentant meiner Kirche von sich (und unberechtigterweise von allen anderen Mitgliedern seiner Kirche gleich mit) behauptet, dass er seines Glaubens nicht gewiss sei. Folgerichtig will er auch kein selbstbewusster Partner im Umgang mit anderen Religionen (z. B. dem Islam) sein können. Wir sollten für Bischof Schneider beten, dass Gott ihm und seiner Kirche wieder etwas von der Glaubenzuversicht und Heilsgewissheit des Reformators Martin Luther gibt.

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Dein Wille geschehe.
"Solch Gebet soll nun jetzt unser Schutz und Wehr sein, die alles zurückschlage und niederlege, was der Teufel, Bischöfe, Tyrannen und Ketzer gegen unser Evangelium vermögen. Laß sie allezumal zürnen und ihr Höchstes versuchen, ratschlagen und beschließen, wie sie uns dämpfen und ausrotten wollen, daß ihr Wille und Rat fortgehe und bestehe: dagegen soll ein Christ oder zwei mit diesem einzigen Stück unsere Mauer sein, daran sie sich den Kopf einrennen und zugrunde gehen. Den Trost und Trotz haben wir, daß des Teufels und aller unserer Feinde Willen und Vorrnehmen untergehen und zunichte werden soll und muß, wie stolz, sicher und gewaltig sie sich wissen..." (M. Luther)