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"Mein Angeltyp ist abhängig von der Tagesform"
In zehn Jahren . . ....will ich verstehen, wie Angler ticken – und wann Fische anbeißen
Tim Wegner
19.07.2012

chrismon: Wann haben Sie zuletzt geangelt?

Robert Arlinghaus: Vor zwei Wochen am Spreewaldsee in Uetze, Niedersachsen. Ich habe einen kleineren Hecht gefangen, circa 50 Zentimeter groß.

Warum angeln Angler?

Die meisten sagen, dass sie sich dabei entspannen und in der Natur am Wasser vom Alltagsstress erholen wollen.

Ist es nicht wichtig, einen Fisch zu fangen?

Doch! Wenn man konkret fragt: „Was war an den Boddengewässern auf Hecht Ihr Hauptmotiv?“, antworten viele: „Einen großen Fisch fangen.“ Mein Team und ich haben fünf Anglertypen definiert: den kapitalen Jäger, den Selbstversorger, den Herausforderungssucher, der etwa eine schwierige Methode wie Fliegenfischen wählt. Es gibt noch den sozialen Typen und den naturorientierten Angler. Natürlich kann der Trophäenangler gleichzeitig auch Naturliebhaber sein, der Selbstversorger gesellig, das variiert. Auf jeden Fall gilt: Fängt man länger keinen Fisch, bleibt der Sonnenaufgang unvollkommen.

Und welcher Typ sind Sie?
Das ist abhängig von meiner Tagesform. Meistens interessiere ich mich für den Fang stattlicher Fische.

Viele verurteilen Angler, weil sie Fische töten.

Das stimmt. Aber wer akzeptiert, dass Menschen Fisch essen, für den gibt es nichts Besseres als einen selbst geangelten Wildfisch. Dieses Tier wurde im Normalfall schonend gefangen und sofort mit einem Schlag auf den Kopf betäubt und getötet. Da geht es Fischen in Schlepp- oder Stellnetzen weit schlechter.

Könnte man die Fische fangen und wieder freilassen?

Bei zu kleinen Fischen, die noch nicht abgelaicht haben, ist das sogar ein Muss. Nur größere Tiere soll man in Deutschland und der Schweiz behalten. So ein Entnahmegebot gibt es sonst nirgends. Der Tod wird  hier über das Leben gestellt – eine fundamentale ethische Diskus­sion!

Angler und Naturschützer rasseln oft aneinander – warum?

Es geht etwa um Kormorane, die enorme Mengen an Fisch fressen. Das ärgert die Angler. Die Naturschützer entgegnen, das sei natürlich. Und dann ist der Kormoran auch noch zum „Vogel des Jahres“ gekürt worden. Das sehen die Fischereiverbände als Affront. Die Debatte ist sehr emotional. Beide Parteien haben recht.

Ihr Ziel ist, zu vermitteln...

Ja, ich versuche, so gut es geht aufzuklären. Dazu halte ich Vorträge, arbeite mit Angelvereinen zusammen, veröffentliche Artikel in Angler­magazinen oder im Internet. Bei nichtangelnden Natur- und Umweltverbänden werbe ich um Verständnis für die Angler. 

Was treibt Sie in Ihrer Forschung an?

Ich finde, dass die Bedeutung der Angelfischerei unterschätzt wird. Daher möchte ich dem oft belächelten Hobby zu mehr Anerkennung verhelfen und dazu beitragen, Gewässernutzung und -schutz in Einklang zu bringen. Das geht nur mit sachlicher Forschung: Daten, Fakten und Studien, mit deren Hilfe ich Lösungen anbieten kann. 

Und in zehn Jahren?

Möchte ich gern mehr über das Zusammenspiel von zwei Dingen sagen können: Welche Gewässer wählen welche Angler aus? Und welche Auswirkungen hat diese Wahl auf die Fischbestände? Dann wüsste man nämlich, wie man welches Gewässer in einer Region genau bewirtschaften müsste, um sowohl Angler zufriedenzustellen als auch die Fischbestände angemessen hoch zu halten.
 

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Sind Sie im Angelverein Irenensee??? Ich kann mich nicht an Sie erinnern, demnach hätten Sie schwarz am Spreewaldsee in Uetze Niedersachsen geangelt, da für diese Gewässer nur Tageskarten am Irenensee vergeben werden. Fängt ja gut an mit Ihrer Forschung

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Verschonen Sie mich mit diesen Juniorprofs ! Kein Imponiergehabe, das erinnert zu sehr an Affen und Amerikas Abschlüsse. Macht die Themen auch nicht gerade interessanter!