Grafik zu verstecktem Wohnraum
Daniel Fuhrhop
Wohnraum sinnvoll nutzen
Die Wohnungen sind da, wir müssen sie nur entdecken
Brauchen wir wirklich 400 000 neue Wohnungen pro Jahr? Nein, sagt Daniel Fuhrhop. Er setzt aufs Teilen, Vermitteln und Tauschen. 100 000 Wohnungen könnten so jedes Jahr neu geschaffen werden, ohne einen einzigen Neubau.
Tim Wegner
12.01.2023

Es ist ein bestechender Gedanke: Neue Wohnungen ohne Neubau; ohne klimaschädlichen Beton; ohne gewaltige Baukosten und zugepflasterte Wiesen. Statt dessen Um- oder Neuwidmung bestehenden Wohnraums, durch intelligente Tausch- und Sharing-Systeme.

Das ist das Herzensthema vom "Wohnwendeökonom" Daniel Fuhrhop. Seit vielen Jahren forscht und schreibt er zu neuen Möglichkeiten, Wohnraum zu schaffen, jenseits des Neubaus. "Verbietet das Bauen" lautet der Titel einer seiner bekanntesten Streitschriften.

In seiner gerade fertigen Dissertation erforscht er den "versteckten Wohnraum" und beweist an Best-Practice-Beispielen, auch aus den Nachbarländern, wie "Homeshare", also geteilter Wohnraum, oder "Soziale Wohnraumvermittlung", neuen Wohnraum schaffen kann. 

Der "Gewinn" in einer alternden Gesellschaft, in der so viele Menschen über Einsamkeit klagen, liegt auf der Hand: Menschen kommen zusammen.

37 Agenturen gibt es bereits in Deutschland. Auch Wohnungsgesellschaften versuchen das immer wieder - aus Potsdam hab ich schon mal berichtet. Mal sind die Programme erfolgreich, mal nicht. Es fehlt die große Linie, ein staatliches Programm. Daniel Fuhrhop würde das gerne ändern. Ein Vorbild ist Belgien. Allein in Brüssel werden dort pro Jahr 350 Wohnungen neu vermietet. In Deutschland, davon ist Daniel Fuhrhop überzeugt, könnten es 100 000 Wohnungen sein.

Bonnie Bartusch

Daniel Fuhrhop

Daniel Fuhrhop, Wohnwendeökonom, schrieb seine Dissertation dazu, wie Eigentümer*innen ihren Wohnraum besser nutzen können. Er engagiert sich als Wirtschaftswissenschaftler bei den Scientists for Future. Fuhrhop schrieb die Streitschrift "Verbietet das Bauen!" und den Ratgeber "Einfach anders wohnen". Zuvor war er fünfzehn Jahre Unternehmer und leitete den Stadtwandel Verlag. 2021 kandidierte er als Oberbürgermeister von Oldenburg und erreichte in der Stichwahl 46%. Er lebt seit 2022 in Potsdam.

Auf Facebook und Insta folgen Daniel und ich uns schon lange, nun haben wir uns endlich auch in einem Zoom für die Wohnlage getroffen.

 

PS 1: Hier ein Link zu dem am Anfang des Gesprächs erwähnten Bundesprogramm Junges Wohnen

PS 2: Lest den aktuellen Baukulturbericht 2022/23 der „Stiftung Baukultur“, über die ich hier schon mal berichtet habe. Ihr Titel lautet "Neue Umbaukultur" und passt damit zu Daniels Thesen. Die im Band aufgezählten positiven Beispiele sind inspirierend. Es gibt ihn kostenlos zum Downlaod oder als Buch bei der Stiftung.

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Wohnen ist Menschenrecht, das nicht durch die Hände von Spekulanten oder sonstwie entartet-denkenden Anhängern der materialistischen "Absicherung" organisiert gehört, sondern einzig durch die wirklich-wahrhaftige Vernunft/Demokratie einer Gemeinschaft in globalem/unkorrumpierbaren Gemeinschaftseigentum OHNE wettbewerbsbedingte Symptomatik, da darf es nicht geringste Kompromissbereitschaft/Unklarheit geben.

Kolumne

Dorothea Heintze

Wohnen wollen wir alle. Bitte bezahlbar. Mit Familie, allein oder in größerer Gemeinschaft. Doch wo gibt es gute Beispiele, herausragende Architekturen, eine zukunftsorientierte Planung? Was muss sich baupolitisch ändern? Wohnlage-Autorin Dorothea Heintze lebt in einer Baugemeinschaft in Hamburg und weiß: Das eigene Wohnglück zu finden, ist gar nicht so einfach. Alle zwei Wochen.