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Liebe Dominique,
wo wohl mein Koffer ist? Hat ihn die Post etwa stehenlassen? Okay, macht nichts, ich hol ihn gern selber. Nicht heute, nicht an diesem Wochenende. Aber vielleicht nächstes.
Mal wieder nach Sachsen! Das wär’ schön.
Im Koffer liegt die gute Flasche vom Weingut Mariaberg, die ich von deinen Kollegen zum Abschied bekam. Ebenso wie die Bücher über Meißen, über die Elbe und die Biografie über Karl May, die sie mir geschenkt haben, die guten Kollegen. Ach, die Elbe und Karl May, das wären noch schöne Ostblog-Themen gewesen, und mir fällt noch vieles ein, was ich verpasst habe.
Jetzt erzähle ich hier in Frankfurt, in der chrismon-Redaktion, bei meinen Freunden richtig viel vom Osten. Meine Lieblingsgeschichten dabei: Wie ich nach drei Wochen weniger verstanden hatte als nach drei Tagen. Wie ich mit dem Volontär über die Sachsen und die Bayern sinniert habe (die Sachsen sind schneller...), dass ich immer wieder gehört habe, ich solle nicht so viel mit den Frustrierten reden, sondern lieber mit den anderen, die was bewegen wollen. Dass es davon wirklich viele gibt. Dass ich auch mehr über Magazin- und Lokalredaktion rede, über Arbeitsweisen, Arbeitsbedingungen, Ausprägungen von Kollegialität – und die wunderbare Erfahrung, dass man Dinge auch ganz anders regeln kann, als ich das kenne. Dass es gut tut, sich in einer anderen Umgebung bewegen zu lernen...
Und dass ich gleich am ersten Abend nach dem Schüleraustausch Heimweh nach Sachsen bekam. Als ich nämlich bei einem festlichen Essen neben einem Winzer aus Rheinhessen saß, der mir weismachen wollte, wir hätten zu viel Sozialneidsteuern in Deutschland.
Der Wein von der Elbe – auch ein verpasstes Thema. Auf der Flasche in meinem Koffer steht „Edition Frieden“, und die Winzerin Anja Fritz berichtet auf ihrer Webseite, dass sie diesen Roséwein ihren engagierten Mitarbeitern aus Syrien, Tschetschenien und Pakistan gewidmet haben. Liebe Meißener Kollegen, danke noch mal!
So viel ich auch gesehen und gelernt oder nicht verstanden habe – viel mehr fehlt noch. Geht es dir auch so, Dominique? Nächstes Mal, sagen meine Kollegen, wollen sie Dir Offenbach zeigen. Und ich soll Dich von den afghanischen Herren aus dem Deutschkurs grüßen.
Tschüssi!