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„Out of Rosenheim“ ist ein Film mit Marianne Sägebrecht. Ich habe die Ehre, sie persönlich zu kennen. Ehre deswegen, weil die Schauspielerin sich unermüdlich in der Hospizarbeit engagiert. Eine fromme Frau, für die Gott „der Boss“ ist. Herzensgut, wonnig und humorvoll.
Der Film fiel mir ein, als meine Assoziationen wieder einmal Purzelbäume schlugen. In Rosenheim bin ich ins Gymnasium gegangen, dort habe ich Abitur gemacht. Out of Rosenheim bin ich - leider - schon lange. Und jetzt kommt mein "Purzelbaum": Am Samstagabend um 22 Uhr überlege ich, dass wir für Sonntag zwei Freunde einladen könnten, die es gerade nicht ganz leicht haben.
Was können wir essen? Out of the fridge! Ich rufe die beiden an und verspreche, das Essen zu machen - nur aus dem, was wir so haben. Also, was im Fridge, im Kühlschrank samt den zwei Gefrierfächern ist.
Eichhörnchen finden nicht alles wieder. Ich schon
Was soll man am Samstagabend auch groß ankündigen? Mein Mann wirkt erleichtert, denn er denkt: „Da kann sie nicht so auf die Platte hauen wie sonst.“ Falsch gedacht. Aber das sage ich nicht. Ich bin nämlich der kleine Hamster, der fröhlich Vorräte sammelt, um sie in einem geeigneten Moment hervorzuholen. Oder das Eichhörnchen, das essbare Schätze zusammenträgt und an verschiedenen Stellen vergräbt. Aber Eichhörnchen finden nicht alles wieder. Ich schon. Meistens jedenfalls.
Sonntagnachmittag lege ich los. Die Zeit ist knapp, aber ich hatte noch einen Gottesdienst zu halten. Was wird es geben? Einen Aperitif mit Rosésekt und reifen, pürierten Aprikosen, abgerundet mit einem Schuss Southern Comfort. Das ist Bourbon Whiskey, mit Aromen von Pfirsich, Orange, Vanille, Zimt und dunkler Schokolade. Schmeckt auch mit Ginger Ale.
Ich mache einen Salat aus Frühlingszwiebeln, Champignons, Gurken, roten Paprika und Erdnüssen, gewürzt mit Ingwer und Koriander. Dazu ein klein gehacktes und gebratenes Hühnerbrustfilet, mariniert in Sesamöl, Sojasauce, Zitrone, Chili und Knoblauch. Halt! Ich habe kein Brot. Schnell Mehl mit Trockenhefe, Salz, Kräutern und Oliven vermischt, Öl und Wasser dazu und ab in den Ofen.
Eine gepflegte Vorratswirtschaft
Als Hauptgericht wird es eine Fischpfanne mit Reis geben. Ich muss nur den Fisch auftauen und später kurz braten. Was reiche ich als Dessert? Mousse au chocolat wäre gut. Zartbitterschokolade habe ich immer da, Sahne auch. Milch ist eher zufällig im Haus. Rohe Eier nehme ich bei der Hitze nicht. Ich haue mich aufs Sofa. „Ich serviere drei Gänge!“, rufe ich meinem Mann begeistert zu. „Das langt“, meint er, wie üblich besorgt ob meines ungebremsten Tatendranges.
Moment: Da ist die Süßkartoffel, die ich längst verarbeiten wollte. Eine kalte Suppe à la Gazpacho wäre toll! Rein in den Topf zusammen mit Zwiebeln, Gemüsebrühe und Weißwein. Zum Schluss Sahne, Aceto Bianco, Zitronensaft und Gewürze, die mir gerade passend erscheinen.
Nach dem Kochen pürieren und in kleine Gläser füllen. Dann erstmal „into the fridge“. Die Gäste kommen. Vier Gänge plus Aperitif in knapp drei Stunden geschafft. Nicht übel. Es lohnt sich, den Hamster zu geben und eine gepflegte Vorratswirtschaft zu betreiben. Noch viel schöner ist es, liebe Gäste spontan zu bewirten - und ihnen ein Lächeln aufs etwas geplagte Gesicht zu zaubern. Der nächste Sonntag kommt bestimmt.
Breit-Keßler