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Diesen August nutze ich, um durch die Mark Brandenburg zu ziehen und mich auf Theodor Fontanes 200. Geburtstag im kommenden Jahr vorzubereiten. Mein freundlicher Kollege gab mir dafür ein schönes Foto mit auf den Weg (s.o.): Es ist die erste Strophe eines Fontane-Gedichts, angemalt an ein altes Fachwerk-Gasthaus. Das ist mal ein ein guter Rat fürs Wandern und überhaupt das Leben. In ganzer Länge (aber das hätte wohl nicht auf die Wand gepasst) lautet er so:
An einem Sommermorgen
Da nimm den Wanderstab,
Es fallen deine Sorgen
Wie Nebel von dir ab.
Des Himmels heitere Bläue
Lacht dir ins Herz hinein,
Und schließt, wie Gottes Treue,
Mit seinem Dach dich ein.
Rings Blüten nur und Triebe
Und Halme von Segen schwer,
Dir ist, als zöge die Liebe
Des Weges nebenher.
So heimisch alles klinget
Als wie im Vaterhaus,
Und über die Lerchen schwinget
Die Seele sich hinaus.
Doch als ich am Mittwoch auf Fontanes Spuren über den Friedhof von Sacrow ging, entdeckte ich das Grab des Journalisten Frank Schirrmacher und war doch einigermaßen erstaunt über den Sinnspruch, der fast den ganzen Grabstein in Anspruch nimmt:
„Die Überzeugung unserer Fortdauer entspringt mir aus dem Begriff der Tätigkeit, wenn ich bis an meine Ende rastlos wirke, so ist die Natur verpflichtet, mir eine andere Form des Daseins anzuweisen, wenn die jetzige meinen Geist nicht ferner auszuhalten vermag.“
Vielleicht war kein Platz mehr auf dem Stein, jedenfalls fehlt der Hinweis, dass diese Worte von Goethe stammen. So kann man beim ersten Blick fast den Eindruck bekommen, der ehemalige FAZ-Herausgeber habe das selbst geschrieben.
Mir sind die leiseren Worte von Fontane lieber.