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Da fliegt ein nackter Mann durch die Luft. Ausgespuckt – im hebräischen Original heißt es eher „ausgekotzt“ – von einem riesigen Fisch. Drei Tage und drei Nächte hatte Jona in dessen Bauch zugebracht. Lockdown, man sieht es ihm an: Haupt- und Barthaar sind schlecht frisiert.
Er war vor seiner Bestimmung und seinem Gott geflohen. Nicht nach Ninive war er gereist, um die reiche Stadt zur Umkehr zu rufen, sondern in die entgegengesetzte Richtung nach Tarsis hatte er sich eingeschifft. Gott aber suchte das Schiff heim. Ein Sturm drohte, es zu versenken. Da warfen die Seeleute den flüchtigen Propheten ins Meer. Der monströse Fisch kam und schluckte den Schiffbrüchigen.
Drei Tage und drei Nächte in Finsternis und Einsamkeit. Kein Gespräch, kein Gesicht, keine Berührung. Woher kommt mir Hilfe? Seltsamerweise versinkt Jona nicht in Depression oder Aggression, sondern kommt endlich zur Ruhe, zur Besinnung, zu sich selbst und seinem Gott. Er betet: „Als meine Seele in mir verzagte, gedachte ich an den HERRN, und mein Gebet kam zu dir. Hilfe ist bei dem HERRN.“
Da speit der Fisch ihn aus. Ins Leben wird Jona zurückgeschleudert. Die Arme weit ausgebreitet, die Augen aufgerissen. Eine Sekunde in der Luft, im Nirgendwo-Dazwischen. Wo wird er aufschlagen? Wohin wird er gehen? Was wird er tun? Was wird ihm bleiben von dieser finsteren Zeit? Was wird ihn leiten?
Was wird Jona den Menschen von Ninive sagen?
Das sind Fragen, die sich heute auch einige Menschen stellen, die neu und anders ins Leben zurückkehren. Aber ist es überhaupt ein Zurück und nicht eher Vorwärts?
Pieter Lastman hat dieses dramatische Gemälde 1621 geschaffen. Heute ist es im wunderbaren Museum Kunstpalast Düsseldorf zu sehen. Ursprünglich war es übrigens kein Kirchenbild. Lastman hatte es für einen wohlhabenden Kaufmann in Amsterdam gemalt, als Schild für sein Geschäft, in dem feine Stoffe feilgeboten wurden, so wie der, der um Jonas Körper drapiert ist.
P.S.: „Stufen“ von Hermann Hesse ist ein Gedicht, das einige lieben, andere furchtbar finden. Warum man es immer noch zu denken gibt, kann man in einer wunderbarer Radiosendung hören, bei der ich ein bisschen mitmachen durfte.