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In der allgemeinen Streiterei, in der mal berechtigten, mal unberechtigten Dauerempörung auf allen Kanälen, geht anderes, wichtigeres schnell unter. Zum Beispiel die Frage nach der Seele, was sie ist, was ihr guttut, wie man für sie sorgen kann – die eigene und die der Mitmenschen. Das ist nicht gerade ein Topthema für Bund-Länder-Konferenzen oder eine dieser zu vielen Talkshows. Aber es beschäftigt mich und nicht nur mich.
So fand ich auf einem meiner letzten Corona-Spaziergänge auf einem ganz gewöhnlichen Trafo-Kasten eine erstaunliche Kreide-Zeichnung: Kreuz-Kreis und daneben „Höchste Seele“, ein Strich nach unten zu einem fröhlichen Strichmännchen und daneben „Seele“. Ist dies die Lösung unseres Lebensgeheimnisses, dass wir eine Seele haben, besser: sind, und mit Gott verbunden sind, der auch eine Seele hat/ist? Darüber kann man theologisch lange brüten.
Einmal musste ich ein kleines Mädchen beerdigen, von dem die Eltern mir berichtet haben, dass es wieder und wieder die Frage gestellt hat, wo seine Seele ist. Im Bauch, in der Brust, im Kopf, im ganzen Körper? Und wo geht sie hin, diese Flamme, wenn die Kerze verlischt?
Allein, diese Fragen nur zu stellen, sich bewusst zu werden, dass wir nicht nur unsere körperlichen und geistigen Funktionen sind, dass wir ein Mehr sind, das sich nach Mehr sehnt, ist unendlich viel wert. Wir brauchen mehr Ruhe, um ihnen den Raum zu geben, dessen sie bedürfen. Vielleicht gehen wir dann besser mit den seelischen Nöten und Fragen unserer Mitmenschen um. Das wäre in diesen Tagen nicht so schlecht.
Wer Näheres zum Thema wissen möchte, dem empfehle ich diesen NDR-Podcast, an dem ich neben vielen anderen ein bisschen mitwirken durfte.
P.S.: In meinem Podcast spreche ich mit der Diakonin Anna-Sofie Gerth von der City Station der Berliner Stadtmission über die Frage: „Was bedeutet Einsamkeit – zum Beispiel für Obdachlose?“