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Wer mit einem Blog weltberühmt werden will, muss manchmal große Sätze von sich geben. Also, bitte schön: „Ich bin mit Boris Johnson auf die Schule gegangen.“ Das stimmt natürlich nicht so ganz. Richtig falsch ist es aber auch nicht.
Als ich 15 oder 16 Jahre alt war, habe ich an einem Austausch teilgenommen, der meine ziemlich normale, staatliche Schule mit dem englischen Privatinternat Eton verband. (Wie es dazu gekommen war, weiß ich leider nicht.) Da Boris Johnson mein Jahrgang ist, muss ich zwei Wochen lang mit ihm gemeinsam zur Schule gegangen sein. Kennengelernt haben wir uns aber nicht. Indirekt jedoch habe ich etwas Wichtiges über ihn, seine Persönlichkeit und sein politisches Wirken heute erfahren.
Denn in dieser Schule gab es zwei Gruppen. Da waren zum einen ausgesprochen nette, kluge, gebildete, interessierte und gastfreundliche Jungen – wie zum Beispiel mein Austauschpartner, mit dem ich immer noch befreundet bin. Und da waren die viel reicheren, oberklassigeren, snobbigeren Jungen, die zwar ziemlich lustig sein konnten, bei denen es aber zum guten Ton gehörte, sich nur ja nicht für irgendetwas ernsthaft zu interessieren. Wer ein echtes Bildungsinteresse oder gar aufrichtige Liebe für ein Thema zeigte, galt ihnen als „bore“, als Langeweiler – das Schlimmste vom Schlimmen. Deshalb nahmen sie aus Prinzip nie etwas ernst, sondern machten sich immer nur über alles lustig. Sie konnten es sich ja (finanziell) leisten. Zu dieser zweiten Gruppe von Etonians gehörte der heutige Premierminister. Anscheinend ist er mit seiner Persönlichkeitsentwicklung seither nicht recht weitergekommen.
P.S.: In diesen Wochen lohnt sich die tägliche Lektüre des „Guardian“ sehr. Man muss dafür nichts bezahlen, sollte aber spenden.
P.P.S.: Wer sich für ein unbekanntes Kapitel in der Geschichte des Kirchbaus interessiert, dem empfehle ich den frisch erschienenen Band „Neue sakrale Räume. 100 Kirchen der klassischen Moderne“, den mein Kollege Klaus-Martin Bresgott herausgebracht hat.