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Ein Hotel. Eine Bar. Ich bin nach langer Autofahrt angekommen und schaue jetzt noch Fußball. Die letzte Viertelstunde Nigeria gegen Argentinien. Island gegen Kroatien. Die Spiele sind aus. 1:2 und 1:2. Die Herren im Nachbarraum verlassen das Hotel durch die Bar. „Sie schauen Fußball?“ fragt einer. Ja, wieso, sage ich. Was sonst?
„Ich will nicht feministisch sein“ fährt er fort. „Aber für meine Frau ist Fußball ein schwarzes Tuch. Und Sie sitzen hier, als Frau alleine, und schauen Fußball.“ Ich komme mir verrucht vor und weiß nicht recht, warum. Auch das mit dem schwarzen Tuch ist mir fremd. Rot, das hätte ich kapiert, aber schwarz? Und feministisch? Wie jetzt?
Da sitzt eine Frau, die versteht was von Fußball
„Wie steht es?“ fragt er weiter. Welches Spiel meinen Sie, frage ich zurück. Abgesehen davon, dass alle Spiele vorüber sind. „Irgendwer gegen Argentinien“ sagt er. 1:2 sage ich. Nigeria hat leider verloren. „Also hat Argentinien verloren?“ Nein, ich sagte es doch: 1:2. Nigeria gegen Argentinien. Die zwei Tore an zweiter Stelle sind die von Argentinien. „Toll“, sagt er. „Kommst Du?“ ruft einer.
„Ja“, schreit er zurück. „Nur, hier sitzt eine Frau, die versteht etwas von Fußball! Das ist ungewöhnlich.“ Ha!, sage ich. „Gnädige Frau, noch einen schönen Abend!“ flötet er und entschwindet. Doch nicht verrucht. Ein Bekannter kommt. Wir haben hier morgen einen gewichtigen dienstlichen Termin. „Wer ist weiter?“ Argentinien, sage ich. Und Kroatien.
„Und Nicaragua?“ erkundigt er sich. Nicaragua spielt nicht, sage ich. Nicht bei dieser WM. Du meinst Nigeria. Dritte-Welt-Laden geht immer, oder? Er verschwindet wortlos. Ich weiß, auch das war gerade wieder gemein von mir. Schöne Grüße an Claudia Neumann, die WM-Kommentatorin des ZDF und BBC-Kollegin Vicki Sparks. Männer wissen leider einfach mehr als wir.