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Auch in diesen Tagen greift Russland wieder ukrainische Zivilisten an, zerstört Häuser und Fabriken und tötet unschuldige Menschen. Dieser russische Angriffskrieg ist ein unentschuldbares, völkerrechtswidriges Verbrechen. Putin begeht Massenmord.
Die alte Friedensbewegung, deren Motto lautet „Frieden schaffen ohne Waffen“, tut sich nach wie vor schwer damit, dass auch Deutschland in dieser Situation die Ukraine mit Abwehrwaffen unterstützt. Doch alles andere wäre unterlassene Hilfeleistung.
Ich kann mir auch als Pazifist und Christ nicht die Ohren zuhalten, wenn mein Nachbar überfallen wird und um Hilfe ruft. Ich darf dem Aggressor nicht auch noch die Türe aufhalten. Deshalb bedarf das alte Motto der Friedensbewegung jetzt dieser Ergänzung: „Frieden schaffen mit Abwehrwaffen.“
„Alle Waffen töten“ wird mir von der Friedensbewegung entgegengehalten. Doch genau das ist falsch und ideologisch motiviert. So wie es auch beim Völkermord in Ruanda vor 30 Jahren falsch war. Diesem „Pazifismus“ sind hunderttausende Menschen zum Opfer gefallen.
Die Ukraine bittet um Verstärkung ihrer Luftverteidigung. Die meisten Raketen, die Putin in den letzten Monaten auf die Ukraine abfeuern ließ, konnten durch Luftabwehr-Systeme abgefangen und in der Luft zerstört werden. Luftabwehr-Waffen haben viele Menschenleben gerettet.
„Du sollst nicht töten“ heißt das Ur-Ethos aller Religionen und Weisheitssystemen. Das heißt aber auch: „Du sollst nicht töten lassen, wenn du die Möglichkeit dazu hast.“ Und diese haben wir.
Schon seit dem Herbst 2022 dienen auch deutsche Luftabwehr-Systeme dazu, Kiew und andere ukrainische Städte zu schützen und Leben zu retten. Das Leben ist heilig. Auch das deutsche Radar- und Abwehrsystem hilft heute den Ukrainern wieder zu einer gewissen Gelassenheit. Denn die deutschen Abwehrsysteme können die meisten anfliegenden russischen Raketen in 40 Kilometern Entfernung und in einer Höhe von 20 Kilometern treffen und zerstören.
Diese Überlegungen sind Real-Pazifismus im Gegensatz zum alten Fundamental-Pazifismus. Wenn eine neue Friedensbewegung diese neuen Realitäten anerkennt, wird sie auch wieder eine größere Anerkennung in der Öffentlichkeit erfahren. Und zugleich bekommt die ukrainische Bevölkerung eine positive Antwort auf ihre dringlichste Frage: „Wie bekommen wir mehr Sicherheit?“ Die Wahrheit liegt in den Tatsachen, nicht in den Wunschträumen.
Neben der Lieferung von Abwehrwaffen muss jedoch gleichzeitig mehr Druck auf zum Beispiel eine deutsch-französisch-chinesische Initiative für ein Waffenstillstands- und Friedensabkommen gemacht werden. Denen, die Verhandlungen zurzeit für naiv und unmöglich halten, hat der Historiker Peter Brandt, Initiator des umstrittenen Friedensappells führender Sozialdemokraten, soeben geantwortet: „Manchmal muss man verhandeln, um überhaupt zu Verhandlungen zu finden.“ Sein Vater, Willy Brandt, hatte dazu vor 50 Jahren den Mut. Mit Erfolg.
Die Forderung "Verhandeln"
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Die Forderung "Verhandeln" beinhaltet für alle möglichen Teilnehmer Verpflichtung, Verantwortung und die Voraussetzung, dass alle am gleichen Tisch sitzen. Wer diese Bedingungen mißachtet und dennoch mit Schuldzuweisungen wegen nicht genutzter Möglichkeiten hantiert, ist fahrlässig und parteiisch.
Begriffliche Spezialoperation der Friedensbewegung
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Die russische Staatsführung nennt den Krieg nicht Krieg, sondern militärische Spezialoperation. Warum? Weil dadurch alle Einwände, die es auch in Russland gegen den Krieg gibt, abgeschmettert werden können mit dem Hinweis, dass es sich nicht um einen Krieg handelt. Dieser blutige Kalauer hat die hiesige Friedensbewegung so sehr beeindruckt, dass sie ihn nachmacht.
Krieg soll also nicht mehr Krieg heißen, sondern Real-Pazifismus. Warum? Weil dadurch alle Einwände, die es auch in Deutschland gegen den Krieg gibt, abgeschmettert werden können mit dem Hinweis, dass es sich nicht um einen Krieg handelt. Dieser blutige Kalauer setzt die NATO ins recht, die schon immer behauptete, sie sei die größte Friedensbewegung aller Zeiten.
Bei dieser Sorte von Friedensbewegung hat die NATO leider recht.
Fritz Kurz