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Der Trend ist deutlich: Es gibt immer weniger Krankenhäuser. Und von diesen sind immer mehr in privater Hand - weit über 30 Prozent. (1992 waren es noch 15 Prozent.) Bei den Altenheimen haben über 40 Prozent private Träger. Tendenz auch hier steigend.
Nicht immer wird es im Zuge einer Privatisierung sofort schlechter für die Pflegenden, nicht immer werden sofort Stellen abgebaut. Zuerst werden die Putzkräfte ausgesourct, die Labore vielleicht, die Küche sowieso. Aber was, wenn immer öfter Kolleginnen von einer Zeitarbeitsfirma kommen? Die sind billiger, und - das ist nichts Neues: Private Unternehmen müssen Gewinne machen.
Uniklinik Gießen-Marburg
Sonderfall in der Privatisierungsgeschichte (einige würden schreiben: "Sündenfall"): 2006 wurde die bislang einzige Uniklinik privatisiert. Das Uniklinikum Gießen Marburg gehört seitdem dem börsennotierten Konzern Rhön-Klinikum. Drei Jahre später gründeten Ärzte, Pflegekräfte, Psychologen und Juristen das Bündnis Notruf 113. Sie prangerten an, dass Patienten nicht mehr gut versorgt würden, Beschäftigte unter Druck stünden, sprechen von Hunderttausenden unbezahlte Überstunden, Stellenstreichungen, unterbezahlten und unqualifizierten Leiharbeitskräften. Die Uniklinik steht seitdem immer wieder in der Kritik.
Zehn Jahre nach Gründung der Initiative „Notruf 113“ bilanziert deren Sprecherin etwas bitter: „Für Marburg haben wir nichts erreicht, nur die Bevölkerung sensibilisiert". Aber immerhin hätten andere aus ihren Erfahrungen gelernt. Fakt ist: Bislang wurde kein weiteres Uniklinikum an einen privaten Konzern verkauft.
TV-Tipp
Zum Thema Privatisierte Krankenhäuser unbedingt noch online schauen: Die aktuelle ZDF-Satiresendung "Die Anstalt". In der aktuellen Sendung (5. Mai) geht Universalgenie Isaac Newton als Undercover-Patient in eine private Klinik und deckt wirklich alles auf. Der Höhepunkt: Die Pressekonferenz mit Angela Merkel, bei der Newton die richtigen und simplen Lösungen diktiert. Für die Corona-Epidemie - und für den Pflegenotstand. Großartig!