In welchen Momenten fühlen Sie sich lebendig?
Bei der Arbeit. Will man den Charakter eines Moments genau treffen, muss man sehr entspannt und gleichzeitig sehr konzentriert sein. Diesen Zustand genieße ich sehr. Das ist fast wie beim Zen-Bogenschießen: Man will das Ziel treffen, ohne es zu meinen - es darf einem nicht zu wichtig sein. Sonst verkrampft man sich und es sieht unappetitlich aus. Und sonst? Liebe macht lebendig: Dadurch, dass mir jemand wichtig ist, dass ich mich freue, jemanden zu sehen, ihn gern wahrnehme, höre, anfasse.
Was können Erwachsene von Kindern lernen?
Vielen Erwachsenen fehlt die Bereitschaft, offen auf die Welt zuzugehen. Sie meinen ständig, man wolle ihnen schaden. Sie sind prophylaktisch beleidigt und nehmen sich dadurch ungeheuer viele Möglichkeiten. Ich fliege lieber einmal auf die Nase, als ständig misstrauisch zu sein und mir das ganze Leben zu vermiesen. Dann legt mich halt jemand mal rein. Was soll's? Ich schüttle den Staub aus dem Fell und gehe weiter.
An welchen Gott glauben Sie?
Vom Mikro- bis zum Makrokosmos sind überall äußerst sinnfällige Strukturen. Ob ein Krokodil, eine Brennnessel oder ein Armin Rohde: All diese Einheiten haben bis ins Kleinste hinein eine verblüffende Struktur, bei der ich nicht an Zufall glauben mag. Ob ich zuweilen die Nähe Gottes spüre? Ja. Es ist doch physikalisch erwiesen, dass wir ständig von Teilchen aus dem Weltall durchdrungen werden. Ich bin kein Metaphysiker, ich bin kein Spinner, aber ich empfinde das als eine Quelle der Energie: Eigentlich brauche ich bloß die Arme auszubreiten, tief einzuatmen
- und ich kriege Kraft. Für mich zeigt sich Gott in dieser Energie und in der Schönheit und Sinnfälligkeit dieser Welt.
Hat das Leben einen Sinn?
Gelebt zu werden! Dieses Leben ist eine derart einmalige, unfassbare Chance im Universum. Das meiste da draußen ist ziemlich kalte Materie, die über sich selber höchstwahrscheinlich nicht nachdenkt, die nie den Geruch eines Bratens in die Nase bekommt, nie die Haut eines anderen berührt. Diese Chance - fühlen, sehen und riechen zu können, zu feiern, über sich selber nachdenken zu können - das reicht mir als Sinn des Lebens!
Muss man den Tod fürchten?
Ja, wenn das Ende mit Einsamkeit und Schmerzen behaftet ist. Viel Mut gegeben hat mir der Tod meiner Mama, sie ist im Kreis ihrer Liebsten gestorben. Die Familie hat um sie herum gefrühstückt, und dann ist sie noch einmal kurz aufgewacht und meinte: "Dass ich immer noch lebe ..." Das war ein schöner Tod. Ich habe aber auch eine sehr traurige Erfahrung mit dem Tod gemacht: Als ich 20 war, hat sich mein bester Freund das Leben genommen. Ich sehe noch, wie sein großer Bruder an diesem Tag mit dem kleinen Bruder an der Hand im Schultor stand - ich wusste sofort, dass etwas Furchtbares passiert ist. Nach seinem Tod habe ich den Auftrag gefühlt, sein ungelebtes Leben mitzuleben. Wie auch bei meinen Eltern, die mit der Seele von Künstlern das Leben von Arbeitern führen mussten. Auch dort habe ich einen Teil ungelebten Lebens übernommen.
Welche Liebe macht Sie glücklich?
Ich liebe meine Frau heiß und innig, ich bin süchtig nach ihrer Stimme, die ist wahnsinnig schön. Allein ihre Ansage auf der Mailbox ist wie ein kleiner Vitaminkick. Meine Süße und ich sind seit 19 Jahren zusammen - und wir können uns noch immer vermissen, haben Spaß miteinander, fassen uns noch immer gerne an. Ich kann aber auch Liebe von anderen Menschen annehmen - ob von einem guten Freund oder auch von einer Frau, die ich kennenlerne. Ich empfinde Eifersucht als Todsünde, diesen Wunsch, den anderen besitzen zu wollen. Man begegnet Menschen, und da kann ein Abend schon mal kuscheliger werden. Einen "Seitensprung" würde ich das aber nie nennen, das gehört zum Vokabular der Besitzergreifenden und Eifersüchtigen.
Warum ist Geld wichtig?
Leute, die Geld haben, sagen oft: Geld macht nicht glücklich. Das ist Quatsch. Es entspannt, wenn du was auf dem Konto hast und weißt, nächsten Monat ist auch noch was da. Dass du nicht immer nur die billige, fette Wurst kaufen musst und genug Geld da ist, um mit den Kindern ins Kino zu gehen. Alle haben den neuen Film gesehen - nur deine Kinder nicht. Das ist doch furchtbar.