Thomas Sankara
Laura Breiling
Burkina Faso
Schluss mit Ausbeutung!
Thomas Sankara gilt als der afrikanische Che Guevara: ein brillanter, charismatischer Politiker, der für kurze Zeit Präsident eines der ärmsten Länder Afrikas war
23.01.2025
3Min

Menschen, die für eine bessere Welt kämpfen, leben gefährlich. Und sie ­leben tatsächlich oft kurz. Oder sie wechseln irgendwann die Seiten und mutieren zu Diktatoren und Oligarchen. Thomas Sankara hatte dafür keine Zeit – er blieb ein Held.

Geboren wurde er 1949 in ­einer ­kleinen Stadt im Norden von ­Obervolta. So hatten die Franzosen das Land genannt, das bis 1960 ihre ­Kolonie war. Auch nach der Unabhängigkeit gab es enge Verbindungen zur französischen Regierung, große Teile der Wirtschaft waren weiter in ­französischer Hand. Sankara, Sohn eines Gendarmen, der im Zweiten Weltkrieg für Frankreich gekämpft hatte, machte als einer der wenigen im Land Abitur und ging zum Militär, wurde in Madagaskar, Marokko und Frankreich ausgebildet.

Zurück in Obervolta, stieg er schnell auf, erst zum Staatssekretär, dann zum Premierminister, als ­rechte Hand des Präsidenten Jean-Baptiste Ouédraogo. Aber Sankara hatte eine andere Vision. Er wollte sein Land unabhängig machen. Er förderte die ­lokale Industrie, baute Sozial­programme aus. Und er wollte der anhaltenden Ausbeutung von Ressourcen auf dem afrikanischen Kontinent durch ehemalige Kolonialmächte ein Ende setzen. Bei der Versammlung der Blockfreien Staaten 1983 traf er Gleichgesinnte, darunter den kubanischen Revolutionär Fidel Castro.

Das war dem französischen ­Geheimdienst nicht verborgen geblieben. Bald nach seiner Rückkehr wurde Sankara verhaftet. Menschen gingen auf die Straße, forderten seine Freilassung. Teile der Armee stellten sich hinter ihn, besetzten Regierungsgebäude in der Hauptstadt und riefen die Gründung des Nationalen Revo­lutionsrates aus, einer Militärregierung mit Sankara an der Spitze. Thomas Sankara war 33 Jahre alt, als er am 4. August 1983 die Geschicke seines Landes in die Hand nahm.

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Infobox

"Land der Rechtschaffenen"

21 Millionen Menschen leben in Burkina Faso. Das Land liegt in Westafrika, südlich des Flusses Niger und nördlich von der Côte d’Ivoire, Ghana und Togo. Die Hauptstadt heißt Ouagadougou (mehr als zwei Millionen Einwohner). Burkina Faso wird heute – wie auch der Nachbarstaat Mali – von Militärs regiert, die nicht mehr mit Frankreich, sondern mit Russland kooperieren. Dschihadisten, die dem "Islamischen Staat" oder Al-Kaida angehören, kontrollieren weite Teile des Landes.

Wissenswertes über Thomas Sankara:

Dokumentation: Thomas Sankara: The Upright Man (2006)

Buch: Jean Ziegler, Jean-Philippe Rapp: Burkina Faso - Eine Hoffnung für Afrika? Gespräch mit Thomas Sankara, 1986

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