chrismon: Sie haben Anfang März 108 jüdische Kinder aus Odessa nach Berlin gebracht. Wie war die Fahrt?
Mendi Wolff: Wir fuhren 52 Stunden durch, einschließlich der erforderlichen Pausen, bis Berlin, wo uns bequeme Betten mit Kopfkissen und Matratzen erwarteten. So schnell ging es wohl noch bei keiner Flüchtlingsgruppe aus der Ukraine. Freitagmittag am 4. März kamen wir an. Wir mussten vorm Schabbat da sein.
Igal Avidan
Ihr Urgroßvater Ephraim Wolff floh 1933 als 13-Jähriger aus Nürnberg über Odessa nach Israel. Nun finden Sie ausgerechnet in Deutschland Schutz. Was bedeutet das für Sie?
Vielleicht ist es ein Wunder. Die Deutschen sind normal geworden.
Ihr Vater ist Rabbiner in Odessa. Wie sorgt er jetzt für die Gemeinde dort?
Er hat einen Sicherheitsdienst angeheuert, um sie vor Plünderungen und Randale zu bewahren. Unsere geschlossene Schule wird von Einheimischen geschützt.
Werden Kinder aus Ihrer Gruppe nach Israel weiterreisen?
Ich glaube schon, aber erst muss ich hier für ihre Sicherheit sorgen: dass sie zufrieden sind, zu essen bekommen, sich waschen und genug schlafen. Ich tue alles, damit keine psychologische Betreuung nötig wird, bislang mit Erfolg.
Was ist Ihr langfristiger Plan?
Für die meisten in unserer Gemeinde ist wichtig, ob die Gebäude zerstört werden, und nicht, welche Fahne über dem Rathaus weht. Ob die Stadt besetzt ist oder nicht: Solange Odessa nicht großflächig bombardiert wird, werden viele Geflohene zurückkehren.
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