Illustration Fallschirmspringerin über Wasser in dem ein Krokodil schwimmt
Illustration Fallschirmspringerin über Wasser in dem ein Krokodil schwimmt
Kati Szilagiy
Pfarrerin Stefanie Schardien über risikofreudige Mütter
Darf man als Mutter vom Himmel springen?
Stefanie Schardien, Pfarrerin in Fürth und "Wort zum Sonntag"-Sprecherin, beantwortet für chrismon jeden Monat kniffelige Lebensfragen
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27.08.2020
1Min

Ute P., Leipzig, fragt:

"Eine Bekannte von mir, Alleinerziehende von vier halbwüchsigen Kindern, ist leidenschaftliche Fallschirmspringerin. Neulich hatte sie dabei ­einen Unfall, ist wochenlang ausgefallen. Warum muss es auch Fallschirmspringen sein?, sagen die Leute."

Stefanie Schardien antwortet:

Wie vereinbart man die eigene Freiheit mit der Verantwortung für sich und andere? Diesen ethischen Grundkonflikt diskutieren wir auch wegen der Corona-­Einschränkungen seit Monaten. Wir haben zweierlei gelernt: Freiheit gehört zur Menschenwürde. Freiheit findet stets in einem Beziehungs- und Verantwortungsgeflecht statt. Dieses Verhältnis gilt es auszutarieren.

Gerade Risiko­sport­arten zeigen, wie schwer es ist, diese zwei Seelen, "ach! in meiner Brust", zu versöhnen. Selbst wenn Ihre Bekannte aus ihrer großen Liebe zum Hobby die Sorge um das eigene Leben hintanstellt, melden sich "die anderen": In der Solidargemeinschaft muss die Krankenkasse zahlen; der Arbeitgeber hat eventuell Dienstausfälle; Familie und Freunde müssen aushelfen. Vielleicht ­beruft sich Ihre Bekannte auch hier auf spezielle Verabredungen, Absprachen im Job oder erhöhte Versicherungs­beiträge.

Am schwersten wiegt daher wohl die Verantwortung für ihre vier Kinder. Denn deren Lebens­geschichte ist wesentlich an die Mutter gebunden. Da geht es emotional um viel mehr als um ein abstraktes Recht auf Freiheit und Schutz. Gerade nach dem erlebten Unfall sollte Ihre ­Bekannte dieser besonderen Verant­wortung Rechnung tragen und auf die Zuschauerinnenseite wechseln.

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Sehr geehrtes Redaktionsteam von Chrismon, sehr geehrte frau Schardien,
gerade habe ich die Rubrik „Andererseits“ in Heft 9/2020 gelesen.
Sprache ist manchmal schon schwierig:
Darf „frau“ vom Himmel springen?
Darf “eine Mutter“ vom Himmel springen?
Springt sie vielleicht eher „aus einem Flugzeug“ und dann durch die Luft?
Weil sie diesen Sport offenbar liebt hat sie ihn intensiv gelernt und wird keine zusätzlichen Risiken eingehen wie es die Zeichnung der Krokodile im Wasser nahelegt.
Darf eine „Bekannte“ öffentlich eine Frage über den Sport, die Lebensweise einer anderen Person öffentlich beantworten lassen?
Dürfen Frau Schardien und Chrismon auf diese Frage eingehen und damit signalisieren, daß solches Fragen rechtens ist ?
Falls „ja“, dann sind wohl auch die Antworten in Ordnung, die einer Mutter, die vier Kindern großzieht, nahelegen, ihre „besondere Verantwortung“ zu sehen und anzunehmen; ihren Beitrag für die Solidargemeinschaft zu erbringen.
Ich wage ein anderes „Andererseits“:
Wer sein Leben mit Kindern teilt und sie dabei auch erzieht, erhält viele gut und nicht so gut gemeinte Ratschläge und schafft es hoffentlich, gelassen den eigenen Weg dazwischen zu finden. Wer für vier Kinder alleine die Verantwortung trägt, leistet einen überdurchschnittlich großen Beitrag zur Solidargemeinschaft und sollte gut für sich selbst sorgen, um diesen Beitrag lange leisten zu können.
Wer den Bedürfnissen von vier Kindern gerecht zu werden versucht, sollte nicht vergessen, auch nach den eigenen Bedürfnissen zu fragen und Sorge zu tragen, daß diese nicht zu kurz kommen.
Wenn die Mutter aus Leipzig manchmal aus ihrem Alltag abheben und die Freiheit der Lüfte sowie danach die Landung auf dem Boden der Tatsachen spüren möchte, dann kann sie danach vermutlich wieder leichter und froher ihren Aufgaben gerecht werden und Ratschläge zu dem, was sie tun oder lassen sollte, gelassen zurückweisen.
Irene Wimmi, Dipl. Theol.

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Liebes Chrismon Team, liebe Frau Schardien,
ihr „Andererseits“ Text mit der Frage ob eine vierfache Mutter einem riskanten Hobby wie dem Fallschirmspringen nachgehen darf hat mich sehr irritiert. Die Frage des „Dürfens“ und der Bewertung von Außen stellt sich meiner Ansicht nach nicht in dieser Form. Die Entscheidung eines Menschen für oder gegen einen riskanten Sport, einen riskanten Geschmack, ein riskantes Leben ist meiner Auffassung nach eine ganz persönliche Abwägung, solange es um die Gefährdung der eigenen Person geht.
Ja, das sollte eine Solidargemeinschaft aushalten und macht sie gerade aus - ganz im Sinne von Freiheit und Verantwortung.
Die Mutter ist, wie sie schreiben alleinerziehend, was nicht ausschließt, dass es einen Vater gibt, der durchaus auch eine Verbindung zur Lebensgeschichte der Kinder hat und diese Verantwortung, zumindest für eine Zeit übernehmen könnte, sofern er sich nicht auf einer längeren Motorradreise befindet - ganz ohne Rechtfertigung.
Sabrina Kaiser

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Sehr geehrte Damen und Herren!
Selbst in diesen Pandemiezeiten sollte sich der Mensch immer noch frei entscheiden können, was er tun und was er lassen möchte. Wenn jemand das Fallschirmspringen mag, so wird dieser Jemand auch immer wieder fallschirmspringen. Erleidet dieser Fallschirmspringer beim Fallschirmspringen einen Unfall, dann könnte es durchaus sein, dass dieser Fallschirmspringer vielleicht nie mehr fallschirmspringen wird! Zurück zur Pandemiezeit, da will der Mensch immer auf Nummer sicher gehen, aber selbst bei einer Dauerdurchtesterei könnte es irgendwann einmal, trotzdem für ein positives Testergebnis reichen. Das Leben ist halt risikoreich!
Ihr Klaus P. Jaworek