Leonardo DiCaprio war sehr früh dran: 1998 gründete der Schauspieler eine erste Klimastiftung. Zwar war die Gefahr, dass der Mensch die Temperaturen auf der Welt nach oben treibt, auch vor 25 Jahren schon lange bekannt. Aber wer das Thema damals ansprach, erntete ungläubige Blicke. Seitdem hat DiCaprio immer wieder öffentlich vor der Klimakrise gewarnt und auch vor den Vereinten Nationen eine Rede gehalten. Neuerdings investiert er in Unternehmen, die Fleisch im Labor herstellen. Denn Tierhaltung sei ein bedeutender Emittent von Treibhausgasen, sagt er.
Es ist gut, wenn Prominente ihre Stimme erheben. Noch nie lag die Konzentration an C02 in der Erdatmosphäre höher als jetzt. Die Folgen sehen wir überall auf der Welt. Bei uns in Deutschland herrscht in einigen Regionen seit Wochen eine Dürre, es hat Waldbrände gegeben. Aber noch immer werden wirksame Gegenmaßnahmen ausgebremst und verzögert.
Nils Husmann
Das treibt auch Leonardo DiCaprio um. Aber zieht er auch die richtigen Schlüsse? Er macht Werbung für ein Elektroauto von Fiat. Die Spots sind schön inszeniert, nett anzuschauen, fast schon unterhaltsam. Und es stimmt, an Elektromobilität führt kein Weg vorbei, setzen E-Autos Energie doch viel effizienter in Bewegung um, als es Verbrenner je könnten, ohne dabei C02 freizusetzen – sofern sie mit grünem Strom fahren.
Und doch steht der Oscar-Preisträger für einen gefährlichen Trend, für die "DiCaprio-isierung" der Klimadebatte: Wir müssen nur die Energiequelle ändern, unsere Verhaltens- und Konsummuster aber nicht – und alles wird gut. Doch das ist falsch. Es muss in der Klimadebatte auch um ein Weniger gehen, nicht nur um Ersatz.
Das gilt besonders im Verkehr. Immerhin: DiCaprio bewirbt ein kleines Auto, keinen überdimensionierten SUV mit schweren Akkus. Aber es fehlt schlicht an Rohstoffen, damit alle Menschen im eigenen Auto batterieelektrisch unterwegs sein können. An Stellfläche in den Städten mangelt es ohnehin schon jetzt. Die westliche Idee vom Individualverkehr ist falsch und lässt sich nicht auf die ganze Welt übertragen. Es ist ein physikalischer Unsinn, wenn ein 70 Kilo schwerer Mensch einen tonnenschweren Verbrenner bemüht, um von A nach B zu kommen. Und es bleibt Unsinn, das mit einem Elektroauto zu tun.
Verzicht? Klingt nicht gut. Aber Verzicht kann immer auch ein Gewinn sein. Wir werden in Zukunft weniger konsumieren und mehr teilen. Das spart Geld. Und ist effizienter. Straßen, die nicht mit Autos vollgeparkt sind, können Wege aus der Vereinzelung sein, weil sie Räume für Begegnungen und Gemeinschaft öffnen, die heute noch zugepflastert sind.
Wenn DiCaprio sich dazu einen Werbeclip einfallen ließe: Ich wäre begeistert!