"Sind die Straßen befahrbar?" Das fragt sich, wer von Wau nach Turalei im Südsudan fahren will. Überschwemmungen drohen auf dem Weg zum katholischen Missionskrankenhaus St. Mother Theresa, dessen Renovierung Misereor fördert. Es steht der lokalen Bevölkerung sowie den in den umliegenden Camps untergebrachten Geflüchteten zur Verfügung.
Das Krankenhaus hat auch in schwieriger Zeit nie seinen Betrieb eingestellt, obwohl das Gebiet um die Stadt Turalei nahe Abyei eine hochexplosive Konfliktregion ist, in der sich seit Februar letzten Jahres die zwei ethnischen Untergruppen Dinka Ngok sowie Dinka Twic offen bekämpfen. Die Dinka bilden die stärkste Volksgruppe im Südsudan. Hier sind fast 80 000 Vertriebene in der Region notdürftig in Lagern untergekommen. Die Straßen sind nicht sicher, es kommt immer wieder zu Überfällen.
Viele Menschen sind auf der Flucht
Ich bin unterwegs mit dem Gesundheitskoordinator der zuständigen Diözese Wau. Angekommen in Turalei schauen wir uns im Krankenhaus um. Über Jahre wurden Stationen und Klinikräume abgenutzt, zum Teil kann man sie nicht mehr nutzen. Zudem hat ein Feuer im Operationssaal das gesamte medizinische Inventar zerstört.
Uwe Bergmeier
Während des Bürgerkriegs zwischen dem Norden und dem Süden des Sudans lag hier im Jahr 2011 eines der am heftigsten umkämpften Gebiete. Es ist bis heute nicht völkerrechtlich geklärt, zu welchem der beiden Länder Abyei gehören soll.
Völkerrechtlicher Status weiterhin ungeklärt
Der Südsudan hat seine nationale Identität auch nach fast zwölf Jahren Unabhängigkeit noch nicht gefunden. Stattdessen regiert weiter die Gewalt, die schon vor vielen Jahrzehnten begann – mit schlimmen Folgen: Mindestens ein Drittel der Bevölkerung ist auf der Flucht, die Hälfte aller Einwohnerinnen und Einwohnern ist auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen.
Im St. Mother Theresa Krankenhaus fragen sich die Mitarbeitenden, ob genug Personal geschult ist, um dort professionell zu arbeiten und ob die Baufirma den Renovierungsauftrag in diesem Jahr abschließen kann. Doch es gibt kleine Fortschritte, die hoffnungsvoll sind: Erste Stationsräume sind schon wieder mit Patienten belegt. Wir unterstützen das Krankenhaus auch weiterhin.