chrismon: Herr Meister, Sie schlagen vor, katholische und evangelische Gemeinden zu fusionieren. Kann das wirklich gehen: alles unter einem Dach, womöglich sogar mit einer gemeinsamen Personalverwaltung?
Ralf Meister: Die Zeit ist reif dafür, in den Gemeinden geschieht viel, auch ohne Genehmigung von oben. Aber ein bisschen herausfordern will ich schon auch, ich will etwas in Gang bringen.
Ralf Meister
Beim gemeinsamen Abendmahl gab es in jüngster Zeit eher Rückschritte.
Wenn man sich nur diesen Punkt anschaut, wird es schwierig. Aber seit vielen Jahren erkennen wir wechselseitig die Taufe an. Und das ist der Kern unseres Glaubens. Je intensiver wir diese Gemeinsamkeiten leben, umso schneller werden die Gegensätze verschwinden, davon bin ich überzeugt.
Simultankirchen, also Kirchen, die sich Protestanten und Katholiken teilen, gibt es ja schon seit Jahrhunderten...
Genau. Und in den 1970er Jahren gab es eine große Aufbruchstimmung und Gemeindezentren wurden gemeinsam genutzt. Das hatte damals viel mit Sparmaßnahmen zu tun. Als wieder mehr Geld da war, wurde vieles zurückgefahren. Auch jetzt fehlt es an Geld, aber nicht nur deshalb brauchen wir mutige Schritte.
Wenn alles unter einem Dach stattfindet, kann man dann noch erkennen, was protestantisch ist?
Es bleiben Unterschiede. Aber uns verbindet der Glaube an Kreuz und Auferstehung Christi. Und das sollte zu einem neuen ökumenischen Miteinander führen, zu Gemeinden, die sozusagen eine gemeinsame ökumenische DNA haben.