Ein Ausflug nach Togoville. Hier unterzeichnete der deutsche Reichskommissar Gustav Nachtigal 1884 einen Vertrag, der die Grundlage für die Kolonie "Togoland" bildete. Die Deutschen blieben bis 1914 als sogenannte Schutzmacht. Mit einer Polizei- und Söldnertruppe eroberten sie in blutigen Feldzügen die Gebiete im Landesinneren und führten eine Kopfsteuer ein. Die Einwohner mussten diese in Arbeit ableisten oder bezahlen, die Einnahmen gingen ins Deutsche Reich. Trotzdem steht mitten in Togoville ein riesiges Denkmal der deutsch-togoischen Freundschaft: zwei Frauen, Hand in Hand, auf dem Rücken einer Friedenstaube.
Birte Mensing
Das kommt mir irgendwie ironisch vor. Doch für viele Leute, mit denen ich mich hier unterhalte, gelten die Deutschen tatsächlich als "die guten" Kolonialherren – im Gegensatz zu "den schlimmen" Franzosen, die danach kamen. Zudem sind die Deutschen heute vielversprechende Partner in Wirtschafts- und Entwicklungsfragen. Adjaï Paulin Oloukpona-Yinnon ist emeritierter Professor für deutsche Literatur in Togos Hauptstadt Lomé. Er hat sich schon Ende der 1960er-Jahre mit der deutschen Kolonialzeit beschäftigt, als einer der ersten Wissenschaftler. Die Deutschen seien ebensolche schlimmen Kolonialherren wie die Engländer, Franzosen und Portugiesen gewesen, sagt er. Daran werde weder in Togo noch in Deutschland viel erinnert.
Die Leute wollen nach vorne schauen
Oloukpona-Yinnon meint aber auch, er verstehe das Bedürfnis der Menschen in Togo, nach vorne zu schauen. Das passiert gerade auch in Lomé. Der ehemalige deutsche Gouverneurspalast wurde kürzlich in ein Kunst- und Kulturzentrum umgewandelt und trägt jetzt den Namen "Palais de Lomé". So wird aus dem Ort, von dem aus die Deutschen zusammen mit togoischen Mitarbeitern das Land ausbeuteten, einer, an dem sich die Togoer mit ihrer eigenen vielfältigen Kultur beschäftigen können. Die Deutschen dürfen gerne kommen – und gucken.