Essen für alle mit Bio-Landwirtschaft pur
Charles und Perrine Hervé-Gruyer betreiben sehr erfolgreich in der Normandie die Farm Bec Hellouin nach dem Prinzip der Permakultur.
Pandora Film
Permakultur: Essen für alle mit Bio-Landwirtschaft pur
Keine chemischen Pflanzenschutzmittel, keine großen Traktoren, mehr bio geht nicht - und bringt auch noch zehn Mal mehr Ernte: Nicht möglich? Doch, zeigen Landwirte in der Normandie. Ihr Ansatz könnte sogar noch mehr: nämlich Menschen in schwierigen Klimazonen besser mit Lebensmitteln versorgen.
Tim Wegner
26.11.2019

Im Gewächshaus gedeiht der Wein bis dicht unters Dach, darunter wachsen Tomaten, darunter Basilikum. Auf dem Hof Bec Hellouin in der Normandie stehen die Pflanzen dicht an dicht, jede hat mehrere Funktionen: "Wein bringt Feuchtigkeit, Basilikum vertreibt Schädlinge", erklärt die Landwirtin Perrine Hervé-Gruyer im Dokumentarfilm "Tomorrow". Wieder andere Pflanzen sorgen für Nährstoffnachschub oder bringen Schatten. Der Plan dahinter: Vielfalt auf engstem Raum, ein in sich gesunder Kreislauf.

Ehemann Charles führt zu einem Feld: ehemals Wiese, schlechter Boden. Doch dank ihrer Methode, der Permakultur, bringe es nach acht Jahren Umstellung jedes Jahr mehr Ernte, ohne Kunstdünger, ohne Spritzmittel. "Wir ernten mit der Hand so viel wie ein Traktor auf zehn Mal so viel Land", sagt Charles. Der Ertrag wird steigen, bei gleichem Aufwand und niedrigeren Kosten. In der Permakultur plant man langfristig und gemäß den Gegebenheiten. Basis sind mehrjährige Sträucher und Bäume, dazwischen die intensiven, einjährigen Pflanzen.

Landwirt Masanobu Fukuoka entdeckt: Ohne Zutun gedeiht sein Feld am besten

Einer der Wegbereiter der Permakultur ist der 
Japaner Masanobu Fukuoka (1913–2008). Nach 
dem Zweiten Weltkrieg entdeckte er, dass sein Feld sich am besten ohne Zutun entwickelte, wenn auch nach einer anderen Logik, als er 
angenommen hatte. Mit seinen Erkenntnissen 
half er armen Kleinbauern weltweit. Die ältesten 
Permakulturfarmen stehen in Australien und 
Kalifornien, wo seine Schüler weiter forschen.

Mehr Ertrag, weniger Kosten: Warum machen das nicht längst alle? Jonas Gampe vom Verein Agrarwende sagt: "Eine Hürde sind die höheren Kosten bei der Umstellung, weil die Ernte nicht sofort maximal ist." Poli­tik und Landwirtschaftsschulen beachteten die Permakultur nicht. Trotzdem bleibt der Garten-Landschaftsbau-Techniker gelassen. "Die Zeit spielt uns zu – Klimawandel, Verseuchung und so weiter –, leider ist immer ein Kollaps nötig, damit ein Umdenken passiert", sagt er. Immerhin: In Deutschland werden die Vereine, Gartler und Planungsbüros mehr. Hilfreich wäre es, wenn es fünf Schauhöfe von mindestens 50 Hektar gäbe, sagt ­Gampe. Sie könnten zeigen, dass Permakultur in deutschen Agrarbetrieben gut funktionieren ­würde.

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