Jeden Tag schlendert Cristina durch Havanna, um einzukaufen. Und zwar dort, wo es wächst: bei einer Koope- rative, in der Nachbarn zusammen Gemüse anpflanzen, mitten in der Stadt. „Frischer und günstiger als im Supermarkt“, sagt Cristina. „Es gibt hier alles!“ Es begann, erzählt ein Kurzfilm auf Youtube, als die Sowjetunion zusammenbrach und dem Importland Kuba eine Hungersnot drohte. Die Habaneros, die Einwohner Havannas, bepflanzten jeden freien Quadratmeter, die Regierung unterstützte sie. Acht Prozent der öffentlichen Fläche stehen für Gärten zur Verfügung. Neue Arbeitsplätze entstanden, eine enge Gemeinschaft unter den Nachbarn, Grünschneisen in der Stadt.
Anderswo nennt sich das Phänomen Urban Gardening und liegt im Trend. Stadtplaner haben das Potenzial erkannt: ein Kompromiss beim steigenden Bedarf von Wohnfläche und Agrarland, zudem wird die Luft sauberer, die Kosten und die Umweltbelastung durch den Transport der Lebensmittel sinken. Da entstehen etwa green walls, hängende Gärten an Hauswänden wie in Singapur. In Frankreich muss jeder Neubau in Gewerbegebieten ein begrüntes Dach haben.
Und in Deutschland? Gibt es auch solche Gemeinschaftsgärten. Eigentlich gut, denn die Feinstaubwerte in den Städten sind hoch; und auf den Äckern wächst meist Tierfutter – viele pflanzliche Lebensmittel werden importiert. Nur: Viele Initiativen verlieren ihre Flächen wieder. Darunter der Münchner Verein O’pflanzt is!, bei dem Martin Rasper mitgärtnert. Er kennt das Bedürfnis der Städter, wieder zu wissen, woher ihr Gemüse kommt. Seit 2011 hatten jährlich 1200 Leute den Verein besucht, zum Gucken, Imkern oder für Kurse im Stadtgärtnern. Ende 2017 lief die Pacht aus. „Es gehört zur
Stadthygiene, dass Flächen bleiben,
die nicht durchgeplant sind, Grauzo-
nen, mit denen die Bürger spielen können“, sagt er und appelliert an Verwaltungen und Politiker, dazu mehr Mut zu haben. Denn von da kommt keine Hilfe, nicht mal im Englischen Garten ist angeblich Platz. O’pflanzt is! sucht weiter.