Freitag, 15. März, 13.45 Uhr: Ein bewaffneter Mann dringt in die Al-Noor-Moschee von Christchurch, Neuseeland, ein. Er schießt auf die zum Gebet versammelte Menge. Er filmt sein Verbrechen mit einer Stirnkamera, die Bilder werden live ins Internet übertragen, zu hören ist auch ein als antimuslimisch geltendes, serbisch-nationalistisches Kampflied: "Karadzic, führe deine Serben". Das Kalkül des Attentäters: Die Bilder sollen sich in Windeseile verbreiten und potenzielle Nachahmer mobilisieren. So wie es aussieht, will er uns einen Kampf der Kulturen aufzwingen, wie es auch die Terroristen des sogenannten Islamischen Staats und von Al-Qaida wollen.
Claudia Keller
Wie können wir verhindern, dass wir zu Handlangern des Attentäters werden? Indem wir Einigkeit demonstrieren: Muslime gehören in unsere Mitte; der Islam ist – wie Christentum und Judentum – ein Teil unserer Gesellschaft. Dies hat die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern demonstriert. Bei ihrem Trauerbesuch in Christchurch trug sie ein schwarzes Kopftuch. Sie griff ein Klischee auf, nach dem alle Musliminnen ihre Haare bedecken. Sie zeigte den Vereinfachern: Ich mache mich mit denen gleich, die ihr hasst; sie gehören zu uns. Man muss Frau Ardern dafür loben. – Es geht ein Riss durch die Gesellschaft. Nicht zwischen Juden, Christen und Muslimen, sondern zwischen Friedfertigen und Hassern.