Die Evangelische Forschungsakademie ist ein Zusammenschluss von Natur- und Geisteswissenschaftlern, die Fragen aus verschiedenen Perspektiven diskutieren. Bisher standen Theologen an der Spitze des Gremiums. Der neue Direktor Alfred Krabbe ist Astrophysiker.
chrismon: Sie haben ein fliegendes Weltraumteleskop entwickelt. Was beobachten Sie damit?
Alfred Krabbe: Die Wärmestrahlung oberhalb der Erdatmosphäre. Wir möchten herausfinden, wie Sterne und Planeten entstehen, und die Wärmestrahlung ist eine Voraussetzung dafür. Die Sterne sind heiß und strahlen Wärme ab. Wenn wir verstehen, wie sich Sterne bilden, können wir vielleicht besser verstehen, wie Leben entsteht oder Wasser.
Das Teleskop ist in ein Flugzeug eingebaut. Wie oft fliegen Sie?
Die SOFIA ist meistens in Kalifornien stationiert, manchmal in Deutschland. Wir machen im Jahr etwa 120 Flüge, die zirka 10 Stunden dauern. Ich war bislang bei 30 Flügen dabei.
Alfred Krabbe
Warum engagieren Sie sich in der Evangelischen Forschungsakademie?
Ich bin Christ und möchte meinen Horizont erweitern. Wenn man Fragen aus verschiedenen Blickrichtungen diskutiert, kann man mehr erreichen, als wenn man nur von seiner eigenen Fachrichtung her denkt. Für 2019 haben wir uns das Thema "Ausbreitung und Abgrenzung" vorgenommen. Das spielt überall eine Rolle, etwa bei Insekten und Flüssigkeiten – und auch im Christentum in der Mission.
Gehen Glaube und Astrophysik zusammen?
Als Christ kann ich sagen, dass das, was die Astrophysik beschreibt, nicht die ganze Wirklichkeit ist. Die Astrophysik versucht, das Weltall zu erklären. Dabei gibt es eine Grenze: den Urknall. Die Physik fängt sozusagen erst den Bruchteil einer Sekunde nach dem Urknall an, wenn die physikalischen Gesetze bereits gelten. Wie das Weltall entstanden ist, kann die Astrophysik nicht beantworten.