Frieden schaffen mit immer mehr Waffen?
"Suche Frieden und jage ihm nach" lautet die biblische Jahreslosung für 2019. Das christliche Europa jedoch rüstet immer weiter auf und wird damit von einer Friedensmacht auch zu einem Militärprojekt.
Die Leiterin der Europaabteilung im Kirchenamt der Antje Heider-RottwilmNorbert Neetz/epd-bild
20.12.2018

In diesen Monaten diskutieren die Gremien der Europäischen Union, wofür sie in den Jahren 2021–2027 das Geld ausgeben wollen.

Die Leiterin der Europaabteilung im Kirchenamt der Antje Heider-RottwilmNorbert Neetz/epd-bild

Antje Heider-Rottwilm

Antje Heider-Rottwilm, OKRin i.R., war seit 1997 Leiterin der Europaabteilung der EKD, hat ab 2008 mit der Gruppe des Laurentiuskonvents in Hamburg das Ökumenische Forum HafenCity aufgebaut und ist seit 2009 Vorsitzende von Church and Peace. In dem europäischen ökumenischen Netzwerk von historischen Friedenskirchen, Friedensgruppen und Einzelpersonen geht es um die biblisch begründete Gewaltfreiheit als Herausforderung an die Kirchen wie die Politik, gewaltfreie Konfliktbearbeitung als tägliche Praxis und politisches Ziel und nicht zuletzt um eine Theologie und Spiritualität der Gewaltfreiheit.

Bisher war die EU selber kein militärischer Akteur, wohl aber eine Plattform für die militärische Zusammenarbeit ihrer Mitgliedsstaaten. Jetzt wird aufgerüstet. Die Begründung: Flüchtlingsströme, Terroranschläge und Irritationen an der Ostgrenze der Europäischen Union.

Jetzt wird aufgerüstet

20 Milliarden Euro sollen nun in Rüstungsforschung und Aufrüstung investiert werden – zusätzlich zu dem, was die einzelnen EU-Länder schon jetzt dafür ausgeben. Dem gegenüber stehen für gewaltfreie Konfliktbearbeitung gerade einmal eine Milliarde Euro zur Verfügung! Wenn man davon ausgeht, dass die Höhe der Ausgaben ein Zeichen dafür ist, wie wichtig ein Thema genommen wird, dann ist die Lage damit klar.

 "Ziel der Union ist es, den Frieden, ihre Werte und das Wohlergehen ihrer Völker zu fördern." So steht es in Artikel 3 des Vertrags von Lissabon. Die Europäische Union war ein Friedensprojekt. Nun wird sie (auch) ein Militärprojekt. Das ist neu – und dagegen müssen wir uns wehren!

100 Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, mehr als 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, angesichts der verheerenden Kriege weltweit, der Konflikte, des Hungers wissen wir: Es ist nicht der Mangel an Waffen und Armeen, der diese Welt unsicher macht.

Die Friedensforschung sagt: Blutige Konflikte entstehen immer dann, wenn Gemeinschaften zerbrechen, sei es aus sozialen, wirtschaftlichen, ethnischen, klimatischen oder religiösen Gründen.

Die Bibel und Jahreslosung 2019 sind eindeutig!

Die biblische Jahreslosung 2019 lautet: "Suche Frieden und jage ihm nach" (Psalm 34,15). Und beim Propheten Hosea heißt es weiter: "… und ich will Bogen, Schwert und Rüstung im Lande zerbrechen und will sie SICHER WOHNEN lassen." Eindeutige Worte für jeden Christen, jede Christin.

Ein sicheres Europa – müsste das nicht ein Europa sein, das erkennt, wie viele der weltweiten Konflikte wir (mit-)verursachen?

Und ein Europa, das mit allen Kräften daran arbeitet, Ursachen zu beseitigen und das - statt in Waffen zu investieren - gewaltfreie Auswege aus blutigen Konflikten sucht, um Versöhnung und Heilung zu ermöglichen?

Eindrückliche Erfahrungen damit gibt es in Fülle! Sie müssen gewollt - und finanziert werden!

 

 

Infobox

Church and Peace ist das europäische ökumenische Netzwerk von Friedenskirchen, christlichen Gemeinschaften, Kirchengemeinden, Ausbildungsstätten, Friedensorganisationen und Friedensdiensten. Church and Peace beteiligt sich am Dialog über Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung und ist ein Katalysator für gemeinsame Initiativen und Projekte.

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